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Segeltörn Bibinje 2014

Janmor 28

  • YACHT: Janmor 28
  • TYP: Segelyacht
  • NAME: Amiga II
  • GEFAHRENE SEEMEILEN: 128
  • TERMIN: 12.7. - 26.7.2014
  • AUTOR: Martin Heller

Tag 1, Zadar - Iz (Vodenjak)

Ich habe ja in den letzten Jahren mehrfach erwähnt, dass das rumzuckeln zwischen den Buchten mit kleinem Gleiter und festem Quartier etwas langweilig wird. Drum haben wir uns heuer einen kleinen Segler mit 2 Kojen besorgt.
Segelschein hab ich schnell noch Anfang Juni gemacht und schon ging es am 12.7. nach Bibinje.

Anfahrt wie letztes Jahr stressfrei Freitagnachmittag, keine Wartezeiten, kaum Verkehr. Wegen anhaltender Proteste der Crew in Bezug auf unsere letztjährige Übernachtung im Auto, noch schnell online ein Hotelzimmer für 4 in Sukosan gebucht. War tatsächlich bequemer als im Auto…

Tag 1, Zadar - Iz (Vodenjak)
12sm


Der erste Tag naturgemäß stressig. Vermieter nicht erreicht, Geldwechsel, in Bibinje verfahren (das muss einem mal gelingen), Großeinkauf um Vorräte zu bunkern, auf Sohn vom Vermieter warten, dann endlich Bootsübergabe. Schifferl war recht hübsch und überraschend geräumig für 28'. Hätte der Vermieter nicht seinen halben Hausrat an Bord gelassen, hätten wir auch unser Gepäck untergebracht. So war aber Improvisation angesagt und zum Teil wurde im Salon geschlafen. Die hintere Koje ging fürs Gepäck drauf.

Normalerweise hätte ich die erste Nacht im Hafen verbracht und mir in Ruhe das Boot angesehen. Da der Liegeplatz aber in der hässlichsten Ecke des Industriegebietes von Zadar ist, ging es um 15.30 raus. Gleich beim Ablegen mit 12kn Seitenwind, ging zum Auftakt der Motor aus. Da war ein wenig Panik angesagt, aber wie in schlechten Filmen gab es ein happy end als das Ding einen Meter vor der Steinaufschüttung wieder ansprang. Hat mir fürs Erste gereicht, deshalb motorten wir erstmal in die Mitte zwischen Zadar und Uglijan, bevor ich der geschätzten Crew meine Segelkünste demonstrierte. Das lief aber ganz easy und wir zischten auf Halbwindkurs Richtung Zdrelac Passage. Dort natürlich Motor, der sich mit der Strömung etwas schwer tat. 1,5kn schafften wir…

Zum rumhampeln mit den lazy jacks und der Dirk hatte ich jetzt keine Lust mehr und so tuckerten wir gleich in die Vodenjak. Herrliche Bucht! Boje geschnappt, Jack Daniels geköpft und noch Schwimmen gegangen. Wasser wunderbar klar, Himmel zuletzt ebenfalls, ließ uns eine gemütliche Vollmondnacht erwarten. Ideal für meine Family, für die das die erste Nacht auf einem Boot war.

Tag 2, Vodenjak - Veli Iz

4sm

Um 3.00 in der Früh scheppert und blitzt es. Jetzt ist mal kurz Weltuntergang angesagt. Zwischen den Wolken blitzt es ununterbrochen, das Donnern wird zum Dauerton. Alle kauern im Salon, weg von Mast und Wanten, ich hocke im Niedergang und aktualisiere alle 10min das Blitzradar. Die Mädels heulen und ich bin - Statistik hin oder her - auch eher kleinlaut.

Gegen 6.00 wird es besser, jetzt schüttet es nur mehr, dafür pfeift der Wind aus SO in die (wie könnte es anders sein) nach SO offene Bucht. Da stampft unser Dampfer nicht schlecht an der Boje. Meine Frau gönnt sich ein Schluckerl und legt sich mit dem Sohnemann in die Koje, meine Tochter verarbeitet Stress auf ihre Weise und ich muss ihr Bohnen mit Speck kochen.
Man glaubt ja gar nicht was man alles gleichzeitig mit 2 Händen festhalten kann...

Egal, Wetter wird zu Mittag besser und um ein wenig Ruhe in das Ganze zu bringen, werfe ich den Motor an und steuere die Marina Veli Iz an. Zum Glück einen schönen Platz, längsseits am Kopf des Steges bekommen. Auf zum Mandrac auf Beefsteak. Wer immer das jetzt übernommen hat - super! Vielleicht nicht das beste Steak in HR, aber üppig. Und die Belegschaft äußerst bemüht. War richtig gut und am Rückweg waren die Wolken auch weg.

Den restlichen Tag am Boot gechillt, die Bars abgeklappert, dafür kaum geschlafen, weil in jeder Bar ein Fernseher draußen stand. Hoppla Fußball WM! Vor uns grölten die deutschen Fans, schräg hinten die Argentinien Fans. War aber lustig.

Tag 3, Veli Iz - Marina Zut

14sm

Nach einer wettermäßig ruhigen Nacht sollte es nach Zut gehen. Geplant war ja eigentlich die Pantera Bucht und dann Außenseite Dugi Otok runter, aber bei dem Wetter war mir das zu heikel.

Selbst Zut war kurz unsicher, denn prompt als wir die Nase raussteckten donnerte es mal wieder. Was bleibt einem da, als ein Bier Brunch im Marina Lokal...

Blöd nur, dass ich schon bezahlt hatte. Idealerweise sollten wir also bis 14.00 abhauen. Gegen Mittag war es vorbei, das Blitzradar, mittlerweile mein ständiger Begleiter, vermeldete Besserung.

Also raus aus Veli Iz und Segel rauf. Wie schon beim Binnensegeln - Martin setzt Segel, Wind ist weg. Dann halt Motor und die Kinder können ein wenig Schleppangeln. Oder das was wir halt Schleppangeln nennen. :) Den Fischen war es egal und so erreichten wir dann bei drückend heißem, diesigem Wetter die Marina Zut.

Marinero zeigt mir einen Platz, Retourgang rein, Gas rein - und erstmal passiert nix. Nach einer Ewigkeit dann der Radeffekt und das Boot beginnt sich zu drehen. War mir klar, aber nicht in dem Ausmaß.

Dann krieg ich endlich Fahrt in das Boot und hab Ruderwirkung. Pipifein angesteuert, vor der Mole abgebremst, Muring interessiert mich vorerst nicht. Ich will lieber in Ruhe in die Luvleine eindampfen und dann stressfrei die Muring fischen. Leider ist plötzlich wieder der Motor aus, es drückt uns schräg in die Lücke, alle rennen, Fender werden hektisch um platziert, Muring gefischt - großes Hafenkino mit uns als Hauptdarstellern.

Zum Essen gehen ist es noch zu zeitig, langweilig ist mir auch, also Beiboot ins Wasser und mal den 4PS Tomos montiert. Das 2,30er Allroundmarin Schlauchboot hat keinen festen Boden und ist eigentlich nur bis 2,5PS zugelassen. Uns ist es egal und ich düse los. Ins Gleiten komme ich nicht, weil sich das Boot komplett verbiegt. Außerdem ist es ohnehin egal. Mitten in der Bucht ist der Motor aus.

Lässt sich auch nicht mehr starten. Paddel hab ich natürlich nicht mit. Ich rudere also mit den Händen wieder zurück. OK, jetzt ist es auch spät genug zum Essen gehen... Überraschend entspanntes Personal und gutes Essen.

Eigentlich wäre es ja Zeit fürs Bett, würde Töchterchen nicht noch Angeln und dann auch noch was fangen. Macht fast mehr Stress das Fischerl, als das Anlegen am Nachmittag.

Tag 4,5 und 6, Zut - Vrgada

10sm

Wetter scheint stabil, also auf zum Pflichttermin nach Vrgada. Heute ist es genial. 4Bft Wind, in Bereichen mit Düseneffekt gibt es noch schöne Böen. Segel rauf und wieder auf Halbwindkurs Richtung Vrgada. Eigentlich sollte ich reffen, aber nachdem sich keiner beschwert schau ich mal wie weit ich es mit der Krängung treiben kann. Da geht es flott dahin und ich hab einiges zu tun. Ganz nach dem Motto des Segellehrers: Wer luvt der grooved, wer fiert verliert.

Viel zu kurz eigentlich die Fahrt, machen wir bald an einer der Bojen vor Vrgada fest. Der Strand recht leer, scheinbar beginnt die Saison heuer später?
Ich mach mich mal ans Beiboot und gehe davon aus, dass der Tomos heute schon funktionieren wird. Na denkste. Nach einer Minute säuft er ab und lässt sich nicht mehr starten. Diesmal haben wir wenigstens Paddel mit und so gibt es ein Bier an der Strandbar und Landgang mit Besuch bei unseren langjährigen Vermietern.

Die machen auch gleich was zu Essen, spät wird es, Wind geht und wir haben ein Dinghi ohne Motor. Da springt zum Glück Ivan der Kassier ein und schleppt uns zur Boje. Glück gehabt. Die Nacht eher unruhig, besonders geschützt liegt man an den hinteren Bojen ja nicht...

Mittwoch sitz ich bei Sonnenaufgang im Dinghi und mach den Motor auf. Dank Alfons (Forumskollege) hab ich ja nun ein Manual. Viel lässt sich nicht machen. Ich nehme den Ansaugdämpfer runter, dann läuft er zumindest so lange, bis ich den Killswitch verwende. So krieg ich wenigstens meine wegen der Paddlerei maulende Frau an Land und retour. Die Kinder dann in Handarbeit.

Ab in die Pizzeria, Motor zerlegen macht hungrig. Dann haut es mich mal den kompletten Nachmittag aus den Schuhen und ich verschlaf den Tag. War ja bisher doch überraschend stressig. Wechselhaftes Wetter und kurze Nächte...

Ivan kommt vorbei und meint wir sollen verlegen. Er hätte vorne eine freie Boje, wo wir geschützter liegen. Der NW Wind hat doch ziemlich aufgefrischt und wir stampfen wieder fröhlich. Ein Wunder dass noch keiner gekotzt hat. Mit Müh und Not krieg ich unser Booterl unter Motor durch den Wind. 2,3kn bei Vollgas.

Vor dem kleinen Strand liegen wir dann tatsächlich wesentlich besser, rein ins Dinghi und ab ins Adrijana, wo es heute leider nicht mehr viel zu Essen gibt, weil so viele Gäste waren, dass ihnen die Vorräte ausgingen. Nun gut, nicht sehr produktiv der Tag.

Einen Tag gönne ich der Crew noch, wir gehen uns aber schon mal von allen Bekannten verabschieden, vorher noch kleines Frühstück beim Rosario, wo sich unsere Tochter nun endlich am Skipperboard verewigen darf. Nochmal alle Sessel und diversen Kram an Land gerudert und den Nachmittag mit Bier und kroatischen Billigzigaretten am kleinen Strand verbracht. Da stehen tatsächlich ein paar RIB Fahrer stundenlang im knietiefen Wasser und tun nichts anderes als Bier trinken. Die will ich am nächsten Segeltörn dabei haben.

Ich zeig den Kindern dann noch ein paar kunstvolle Kopfsprünge vom Boot. Leider hab ich vergessen, dass ich noch die Brille aufhatte. Jetzt liegt sie irgendwo dort im Seegras. Gut, so halbwegs sehe ich eh was.

Das mit dem kaputten Tomos wird langsam lästig. Jeder Landgang ist eine Quälerei. Und! Die große Katastrophe des Urlaubs - das Klo ist verstopft. Vorläufig unternehme ich aber nichts und warte ab...

Tag 7, Vrgada - Vodice

16,5sm

Zu einem Frühstücks Travarica mit den Vermietern wurde ich noch vergattert, dann geht es ab nach Vodice. Anfänglich etwas zäh mit wenig Wind und 2,4kn segeln wir an Murter vorbei. Mein Vorschoter langweilt sich und schläft mit dem Kopf auf der Winsch ein. Ich lass gemütlich laufen und rauche Kette.

Dann frischt es wieder auf. Und zwar ordentlich. Nicht sehr intelligent aber lustig - ich segle übertakelt und ohne Bullenstander auf Butterfly und freue mich über die gigantischen 6,5kn Speed. Als uns auch noch die Welle einer Yacht leicht aus dem Ruder laufen lässt, kommt was kommen musste und ich lege eine Patenthalse hin. "Zum Glück" steht mein Kleiner im Weg und bremst das ganze mit dem Rücken über die Großschot ab.

Wir kreuzen dann etwas hektisch vor dem Wind zwischen Tijat und Logorun durch. Ich würd gern reffen oder von mir aus auch Segel bergen, aber die Mädels haben nun eh schon Angst und wenn ich uns in der Situation in den Wind drehe, legt es uns fast auf die Backe. Also vorsichtig hinter Logorun anluven. Hier haben wir etwas Windschatten. Segel runter, unter Motor rein nach Vodice.
Anlegemanöver!

Seitenwind, eng und eine selten dämliche Entscheidung von mir - gegen den Wind mit dem Bug rein und dann im Retourgang in die Box. Kann natürlich nicht gehen. Wind plus Radeffekt drehen mich genau in die verkehrte Richtung. Irgendwann haben wir es und da genug Platz ist, gehen wir im fast 45° Winkel an den Steg. Scheint zu klappen. Bloß ist plötzlich - wer errät es - der Motor aus… Mein Sohn lässt mich wissen, dass er gerne Hafenkino beobachtet aber nicht Teil davon sein will.

Noch ein Rundgang am Boot, alles abchecken ob die Patenthalse Schäden hinterlassen hat. Zum Glück aber alles OK, bis auf den Rücken vom Sohnemann.

Wir sehen uns gleich mal Vodice an und finden den Ort durchaus nett. Großer Nachteil zu Pakostane ist, dass es die Cocktails erst ab 18.00 gibt. Eine Frechheit. Dafür Abends ein schöner Spaziergang durch den Ort, Abendessen beim Porat und abschließender Promenadenbummel.

Die Marina ist ausgesprochen nett. Die ganze Nacht rennt da einer rum und verscheucht Betrunkene, gießt Blumen und Palmen, begleitet sogar meine Tochter zu den Mistkübeln. Betrunkene verscheuchen ist auch dringend nötig, entlang der Promenade ist Party bis 4.00. Da geht es rund. Uns kann es egal sein, mit etwas Verspätung hat bei den Mädels die Ernährungsumstellung zugeschlagen und wir hocken eh bis in die Morgenstunden vor den Toiletten.

Tag 8, Vodice - Zirje

11,5sm

Am liebsten würden die Mädels ja hier bleiben. Noch einen Stadtbummel kann ich ihnen nicht ausreden. Inklusive Einkauf an den Ramschständen.

Gegen Mittag will ich auslaufen, der ACI Server ist aber down. Ich warte noch gemütlich an der Marina Bar, höre mir Creweinweisungen selbsternannter Superskipper an, grinse in mein Bier und hol mir dann die Papiere.

Raus geht‘s, Segel rauf, Zmajan lassen wir backbords liegen, Kaprije steuerbords. Wieder hab ich eigentlich zu viel Tuch oben. Mit etwas Mühe gestalten wir das aber mit horriblem Segeltrimm so, dass sich alle sicher und wohl fühlen. Landschaftlich ist das eine tolle Gegend. Gefällt mir sehr gut, am liebsten würd ich hier wo übernachten. Die diversen Horrormeldungen zum Thema hiesige Bojenbetreiber lassen mich aber weiter nach Zirje segeln. Irgendwie geht mir das wieder zu schnell. Unter Segel vergeht die Zeit sehr flott.

Schon bald erreichen wir die Vela Stupica, freie Bojen gibt es auch noch. Na hoppla, ist die Bucht voll! Unsere Boje ist recht weit hinten, zum Restaurant rudern ist mir definitiv zu weit. Drum bleiben wir bis auf einen Spaziergang zur Ruine am Boot und im Wasser. Aber aufpassen - ganz ordentliche Strömung dort und ich kann ja nicht besonders gut schwimmen. Ging aber eh gut und es wird wieder bis Mitternacht geangelt. Leider auch etwas gefangen und ich darf die Pfanne anheizen...

Das einzig nervige - dank der ganztägig nassen Badehose muss ich jede Nacht mindestens 3x raus. Und da das Klo ja verstopft ist, muss ich dazu im Halbschlaf bei 15m Wassertiefe und Strömung auf der Badeleiter balancieren. Ansonsten herrlich ruhige Nacht in schöner, wenn auch überlaufener Bucht.

Tag 9, 10, Zirje - Piskera

19,3sm

Das Boot vom Bäcker ignoriert uns, also kein Frühstück und raus aus der Bucht. Das Wetter soll wieder schlechter werden und wir wollen langsam Richtung Norden zurück. Heute ist es komplett windstill. Wir tuckern deshalb unter Motor entlang der Samogradska Vrata und die Kinder versuchen es wieder mit Angeln. Sehen tun wir tatsächlich Fischschwärme, so blöd anzubeißen ist aber keiner. Vor Blitvenica geht mal wieder der Motor aus. Segeln ist auch nicht. Wir versuchen es, aber 0,6kn dürften etwa der Strömungsgeschwindigkeit dort entsprechen.

Zum Glück läuft der Motor dann doch wieder und weiter geht‘s entlang der Außenseite der Kornaten. Das Wasser wie Öl, extreme Hitze und Luftfeuchtigkeit. Das ganze fühlt sich an, als würden wir stehen. Stünden da nicht 4kn am GPS.

Nach endlosen Stunden dann rein in die Piskera. Marinero fährt mit RIB vor und zeigt uns einen Platz. Heut bin ich gescheiter und wir fahren das Manöver ganz nach Lehrbuch. Naja, bis wieder der Motor ausgeht. Gerade als wir mit dem Heck zum Steg fahren. Mein Kleiner und ich sehen dem Ganzen in Schockstarre zu, der Marinero zögert noch, lässt dann aber zum Glück auch die Finger weg. Und schon kracht es, als sich der Schaft der hochgeklappten Tomos in einen der Schwimmer des Steges bohrt. Grad dass ich ihn noch rausziehen kann. Naja, besser als mit dem Ruder ins Stahlprofil…

Hungrig sind wir! Man sieht schon, der ganze Urlaub dreht sich ums Fressen und um verstopfte Klo's

Im Lokal haben sie einen frischen Thunfisch vom Fischer gekauft und drum gibt‘s auch nix anderes vom Fisch heute. Der Crew schmeckt‘s, ich nehme zur Abwechslung mal das 5. Steak in 9 Tagen.
Beim Verdauungsspaziergang auf den Klippen sieht man schon, dass der Wetterbericht leider recht hat. Aus NW zieht es immer mehr zu, die ganze Stimmung wird recht gruselig.

Am nächsten Morgen regnet es dann auch. Piskera im Regen ist natürlich hochgradig depressionsfördernd. Viele Gäste im Lokal und das Bier fließt in Strömen. Zum Glück wird es ab Mittag besser und wir können das Lokal auch mal verlassen. Ein bisschen Kletterei in den Klippen, die Kinder gehen auch mal Baden, ich rufe im (Schlauchboot)Forum verzweifelt um Hilfe wegen des blöden Motors.

Tatsächlich auch gleich wieder ein paar Tipps, die ich morgen probieren werde. Abends noch ein heftiges Gewitter. Mittlerweile nehmen wir es achselzuckend hin.

Tag 11, Piskera - Vrulje

6,2sm

Cappuccino, Travarica, Frühstück erledigt. Raus aus der Piskera die nach 2 Tagen denn doch ein wenig eintönig wird, auch wenn es jede Menge skurriler Leute zu beobachten gibt. Wetter soll ja wieder passen sagt der Adria Wetterbericht. Hätt ich bloß wieder aufs Blitzradar geschaut. Als wir draußen sind, kommt eine Wolkenwand auf uns zu die mich erschaudern lässt. Immer wieder sieht man Blitze am Meer. Die Fotos spiegeln das leider nicht annähernd wieder. Wenn ich da am offenen Meer reingerate ist es aus mit der Seglerei. Da steigt mir keiner mehr auf ein Boot.

Schnell wieder zwischen die Inseln, gerade als die ersten Windböen einsetzen. Vrulje ist ganz in der Nähe, da steuere ich hin. Natürlich wollen da bis auf 2 ganz verwegene die unbeirrt Kurs NW halten, alle hin. Und alle sind schneller als ich. Dafür hab ich nur 1,70 Tiefgang und kann mich letztlich ganz hinten direkt vor der Konoba Ante an deren Mole legen. Zusätzlich geschützt von einer italienischen 40' Motoryacht, die mir Deckung vor den NW Böen gibt. Dank des Forums weiß ich jetzt auch, dass der Motor ein wenig Luft in seinem Schacht braucht und mithilfe von 2 eingeklemmten Converse klappt das Manöver trotz Wind perfekt.

DAS ist jetzt der vielleicht bisher beste Tag für mich. Ich mag die Gegend ja sehr, die Bucht ist cool. Ich war da als Kind oft, als noch 2 Häuser standen. Jetzt ist es fast ein kleines Dorf. Aber sehr nett anzusehen. Einen Schritt von meiner Gangway stehen die Lokaltische. Fast noch wichtiger - wir haben heuer mal keine Geldsorgen. Ich bestelle also gleich mal einen Steinbutt für 4 mit klassischen Beilagen. Der kommt frisch daher, wird vor uns aller bestens auf Holzkohle gegrillt und schmeckt perfekt. Nicht viel drauf, aber alleine die mit Brot getunkte Sauce ist es wert. Und er hat ein Klo. Das hab ich ja noch immer nicht repariert...

Unbedingt muss ich natürlich zum Fotoshooting mit den Kindern auf den gegenüberliegenden Hügel gehen. Hammer Aussicht für Kornatenfans. Ein paarmal vom Bug springen, ein paar Bier - hier könnt ich noch bleiben.

Abends gleich nochmal zum Essen gehen. Steak gibt‘s! Mal was anderes... Die sind so gut, dass sie sogar meine Tochter fast lutscht. Und das will was heißen, wenn die ihre Proteine isst. Fast noch besser das gegrillte Gemüse. Ach, ich hör jetzt auf.

Mittlerweile ist es fast Mitternacht und Zeit fürs Bett. Bloß, wo pinkel ich heut Nacht hin? Hinter der Badeleiter stehen die Tische. Also Bug. Genussvoll lausche ich irgendwann gegen 3.00 dem plätschern. Leider haben genau dort die Italiener ihre Koje und plötzlich geht das Licht an und die Alte schaut bös raus. Vor Schreck haue ich Richtung Cockpit ab. Rutsche natürlich aus, dabei haut es mich halb unter der Reling durch und ich brech mir fast das Kreuz mit offenem Hosentürl. Das würd peinlich ausschauen. Zum Glück mal wieder nix passiert und ich kann geschunden in die Koje fallen.

Tag 12, Vrulje - Sali

15,9sm

Es nützt nix. Mittwoch ist und Samstag muss ich in Zadar sein. Also Aufbruch gen Norden. An sich schönstes Segelwetter, aber heute ist mir schlecht. Ich nehme ein Löfferl Ascorbinsäure und spüle es mit einer Flasche Jamnica runter. Placebo oder nicht, es hilft. So geht‘s sehr gemütlich auf Kreuz, mit knapp 3kn Richtung Mala Proversa. Vor dem Affenfelsen stampfen wir uns fest. Wind zu schwach, Wellen zu kurz.

Ich werfe den Motor an und ab durch die Proversa. Gleich danach ohne große Erwartungen wieder Segel rauf und tatsächlich setzt idealer Wind aus NW ein. Hart am Wind mit 5kn geht‘s Richtung Sali mit bloß 3x Wenden. Genusssegeln nennt man das wohl.

Sali! Netter Ort. Leider muss ich die SW Mole nehmen, wo zum Teil unter Wasser aufgeschüttet ist. Also eine Stufe und der Schwell der Fähre. Geht sich aber auch bei Ebbe aus, wie ich Daumen x Pi berechne und wir nehmen das Platzerl. Einmal rund um den Hafen bummeln, Bier, Pizza, neue Stange Zigaretten gekauft und Horror - Gummihandschuhe. Mein nächtliches Erlebnis hat mir klargemacht, dass das Klo repariert werden muss.

Die Family parke ich im angrenzenden Restaurant und während sie sich dort das Essen schmecken lassen, geh ich ans Werk. Dazu ist zu sagen, dass ich nicht mal Haltegriffe in der U Bahn benutze. Das Zerlegen des stillen Örtchens eines Charterbootes ist also definitiv ein feuchter Traum von mir.


Ich hoffe, dass es nur die Pumpe ist und opfere zum Reinigen die Kochlöffel des Vermieters. Aber nix da. Komplett zerlegen musste ich alles und mit zurechtgeschnittenen Teilen einer Angelrute durchräumen. Mehrfach kotze ich fast und meine Crew lächelt milde, wenn sie mein verzerrtes Gesicht an Deck auftauchen sehen um Luft zu holen.

Aber es klappt und ganz stolz pumpe ich mal zu Testzwecken. Shit, die hab ich falsch zusammengebaut. Sehe ich mir morgen an, jetzt sitz ich noch an der Mole mit Schnaps zum Gurgeln.

Tag 13, 14, Sali - Knez

7,7sm

Jetzt wird‘s Zeit für die letzten Etappen am Heimweg. Eigentlich wollen wir uns nochmal eine Boje in der Vodenjak nehmen. Ohne Gewitter ist die ja wunderbar.

Also Vorsegel raus und chillig vor dem Wind rüber Richtung Iz. Am Weg dorthin besucht uns ein Thunfisch, was ich zwischen den Inseln recht sensationell finde. Von weitem sehen wir, dass in der Vodenjak kein Platz frei ist, aber weil es mit Vorsegel so gemütlich läuft, schauen wir mal wie weit wir anluven können bis es nichts mehr bringt. Tatsächlich ist noch eine Boje frei, aber zu wenig Platz zum Schwojen mit unserem Tiefgang. Noch dazu verlieren wir beim Einfangen der Boje den Enterhaken. Den Griff haben wir schon noch, bloß der Rest liegt auf 12m Wassertiefe.

Dann halt weiter Richtung Knez. Dort kriegen wir einen schönen Platz an einer der Bojen vor der gegenüberliegenden Insel. Alle springen ins Wasser, ich geh Gummihandschuhe kaufen...

Knez ist ganz entzückend. Ein winziger Ort mit nur einem Laden, dem Restaurant Baroni und einer kleinen Pizzeria mit Hippiebedienung. Ich chill mal den Tag über und mach mich Abends an die Pumpe. Das gelingt denn auch. Naja, fast. 3x kann ich pumpen, dann steckt es. Nun krieg ich einen mittelschweren Nervenzusammenbruch und will Freitag heimfahren. Ein Dutzend Internet Postings zum Thema Klopapier im Seewasser WC und 2-3 Travarica besänftigen mich und ich geh nochmal Freitag früh Handschuhe kaufen Kurzum, das ganze gelingt dann Freitag Morgen.

Zum wegfahren bin ich zu faul, wir machen noch einen Pizza und Badetag, ich häng noch ein wenig in Knez unter der Pinie rum, mach den Tomos wieder zu und lass mir die Sonne auf die Wampe scheinen.

Tag 15, Knez - Zadar

11sm

Tja und das wars dann. Um 7.00 geht‘s rüber nach Zadar, Boot ordentlich festmachen, ausräumen, drüber putzen. Vermieter ist wieder nicht da. Am Telefon meint er, das passt schon. Er schickt im Laufe des Tages jemanden vorbei, wir könnten ruhig fahren.

Haha "fahren". Vor Zagreb 17km Stau. Ich nehme die Bundesstraße. Und gleich unseren Schleichweg über die Grenze. Der hat sich scheinbar rumgesprochen. Sind heuer einige Deutsche und Österreicher unterwegs. Dennoch gemütlich mit Blick auf den Autobahnstau unter uns. Nach 8h sind wir daheim und zum Glück liefert ja der Mc Donalds jetzt nach Hause.

Fazit:

Knappe 130sm in 2 Wochen, also bis auf die Wetterkapriolen, der von den Mädels gewünschte Badeurlaub.

Seglerei ist stressfrei und cool, Außenborder im Schacht sind zickig. Scheinbare Kleinigkeiten können furchtbar nerven. Ein kaputter 4PS Tomos und ein verstopftes Klo bestimmen unter Umständen über weite Strecken den Tagesablauf.

HR ist im Juli cool. Viel weniger los, alle viel entspannter. Wetter heuer etwas heikel wenn man am Boot schläft, dafür zum Segeln ideal mit viel Wind.

Anker kann man mittlerweile daheim lassen in der Gegend. Wir brauchten ihn nicht.

prost
martin


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