Segeltörn Biograd 2013
Bavaria 45 Cruiser
- YACHT: Bavaria 45 C
- TYP: Segelyacht
- NAME: Good life
- GEFAHRENE SEEMEILEN: 167
- TERMIN: 20.07. bis 27.07.2013
- AUTOR: Peter Putz
Vorwort:
Ich möchte hier keinen Bericht im eigentlichen Sinne bringen, sondern einfach meine Eindrücke und Erlebnisse meines ersten eigenen Törns beschreiben. Ihr werdet also keine Daten über gefahrene Seemeilen mit Segel oder Motor etc. finden, sondern die Beschreibung der Vorfälle aus Sicht eines unerfahrenen Anfängers, dessen Fehler und wie er aus diesen Fehlern gelernt hat, aber auch über dessen Erfolgserlebnisse.
Eventuell findet sich auch ein erfahrener Skipper darin wieder, als auch er noch Anfänger war.
Danke:
Ein großes Dankeschön möchte ich hier meiner Familie und besonders meiner Frau aussprechen. Erst durch Ihre Unterstützung wurde dieser Traum wahr.
Schon seit Jahren sah ich im Urlaub sehnsüchtig den Segelbooten nach, wie sie mit ihren weißen aufgeblähten Segeln im Wind lautlos dahinglitten. Wo mögen die Boote heute Ihr Ziel haben? Eine einsame Bucht, fast menschenleer? Du bist hier am Strand deines Appartements festgehalten und kannst nur davon träumen jeden Tag woanders zu sein und in Buchten zu baden die du nie per Auto erreichen wirst.
Doch 2012 sollte sich mein Traum erfüllen.
Im Oktober 2012 machte ich mit sailornet.at mein kroatisches Küstenpatent. Doch nur Theorie zu lernen reichte mir nicht. Deswegen buchte ich das Praxistraining 3 Tage ausgehend von Sibenik mit. Ich habe in diesen Tagen viel gelernt, und dadurch fragte ich mich, wie jemand ein Patent bekommen kann, obwohl er niemals auf einem Boot war?
Im November 2012 begann ich mit meiner Familie die Planung unseres ersten Törns in Kroatien. Zuerst die Suche nach einem geeigneten Boot. Nun ja 7 Personen brauchen schon Platz, und da wir vorhatten, nicht von Marina zu Marina zu fahren, sondern selbst zu ankern oder an Bojen festzumachen, braucht man auch einen großen Wassertank.
Mein Glück ist, einen Freund zu haben, der schon über 15 Jahre Segelerfahrung hat. Dieser besorgte mir sehr günstig eine Bavaria Cruiser 45 für 1 Woche. Im Dezember stand dann der Törn fest.
Ausgehend von Biograd soll es nach Zirje gehen, dann in die Kornaten und wieder zurück nach Biograd. Obwohl ich über diverse Foren angehalten war, täglich 20sm oder mehr einplanen zu können, war die Planung doch sehr vorsichtig mit den einzelnen Schlägen. Wenn wir mehr wollten, dann kann man ja kurzfristig auch was ändern, denn ich selbst und auch meine „Crew“ hatten keine bis wenig Erfahrung mit „tagelang auf dem Meer sein“.
So - nun das lange Warten des Winters und des Frühjahrs ...
Im Februar überkam mich das ungute Gefühl vom Oktober alles vergessen zu haben. Wie ging das noch mal mit dem Anlegen? Luvleine zuerst, auf Windrichtung achten, wie ging nochmal der Palstek. Oje, doch alles vergessen?
Hey Mann, du fährst hier 7 Mann(Frau) hoch raus aufs Meer und hattest nur 3 Tage Praxis letztes Jahr! Das ist viel zu wenig.
Beim Praxistraining habe ich Goran kennengelernt. Ein alter Skipper, der uns im Oktober versuchte alles Notwendige beizubringen. Also kurzer Hand habe ich Goran kontaktiert und ihn gefragt, ob er nicht ein paar Tage Zeit für mich hätte, um mit mir zu Segeln. Im April war es soweit. Mein jüngster Sohn (16) und ich fuhren nach Skradin.
Von dort aus segelten wir 4 Tage durch die kroatischen Gewässer. In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt. – Danke Goran! Nun hatte ich ein wesentlich sichereres Gefühl für den Familientörn im Juli 2013.
Am 20. Juli 2013 geht es um 4 Uhr Früh ab nach Biograd. Das Auto ist voll beladen mit 7 Personen, diversen Getränken und Speisen.
Unser erstes Ziel ist Sukosan, um die beiden Karten für die Kornaten abzuholen, welche ich bereits per Mail vorbestellt hatte. Diese sind im Vorverkauf wesentlich günstiger als direkt im Nationalpark. In Sangulin angekommen, beginnt meine Crew bereits gegen 14:00 Uhr einzubunkern. Während ich noch alle Formalitäten erledige.
Da steht sie nun. MEINE Bavaria 45!
Check-In:
Ich beginne mit dem Check des Bootes.
Segel –OK
Motor – OK
Dingi mit Motor – OK
und die restlichen ca. 50 Punkte auf meiner Liste. Alles Paletti. An dem Boot gibt es nichts auszusetzen.
Gegen 17 Uhr ist alles fertig verstaut und gecheckt. Jetzt geht es raus! Heute zwar nur nach Vrgada um dort die Nacht zu verbringen, aber endlich geht es los.
Stromkabel, Wasserschlauch los. Motor an. Leeleinen los, Luvleinen los und raus aus der Marina. Ich fahre zuerst unter Motor, um das Boot kennenzulernen. Naja beim Rückwärtsfahren reagiert sie wie eine Badewanne mit Außenborder, bis sich das Ding mal dorthin dreht wo es soll. Es gibt zwar Bugstrahlruder an Bord, aber ich möchte, soweit es geht, ohne auskommen.
Also Jungs und Mädels, jetzt werden wir Segel setzen. Wir haben ca. 3-4bf Wind. Vorsegel und Hauptsegel werden voll gesetzt, und dann geht es mit Raumwind Richtung Vrgada.
Gegen 19 Uhr kommen wir an. Leider sind die Bojen an der NordWest Seite, welche vom NO Wind durch eine kleine Insel geschützt sind, bereits alle belegt. Gleich südlich davon sind noch alle frei. Wir fahren mit dem Heck voraus zur Boje. Ein Crewmitglied fädelt zuerst nur eine Hilfsleine am oberen Ring der Boje ein und geht damit zum Bug. Nun wird die Boje soweit aus dem Wasser gezogen, dass wir 2 Leinen am unteren Ring durchziehen und jeweils an einer vorderen Klampe festmachen.
Kaum sitzen die Festmacher fest, kommt der Bojenbesitzer und teilt uns mit, dass für die Nacht starke Bora angesagt ist und wir hier ungeschützt liegen. Ich hätte es mir denken können. Die Wolken über den Bergen hatten es schon vorausgesagt.
So was machen wir nun? Andere Boote legen wieder ab und fahren weiter nach Murter.
Wir beschließen an die Westseite der Insel zu fahren um dort zu ankern. Dort sind wir vor der Bora geschützt. Jetzt noch einen guten Ankerplatz finden. He Skipper, du musst dich beeilen, es wird schön langsam dunkel. Endlich haben wir einen schönen Platz gefunden. Ich fahre gegen den Wind Richtung Insel und stoppe. „Anker los!“.
Ich höre wie die Ankerkette ins Wasser rasselt. Alle 10m gibt es eine rote Markierung. 3fache Länge der Wassertiefe – so habe ich es gelernt. Bei ca. 8m Wassertiefe stoppen wir den Anker bei 30m während ich langsam zurückfahre. Jetzt müsste eigentlich ein kleiner Ruck irgendwann zu spüren sein, dann hält der Anker. Doch ich fahre zurück und zurück und kein Ruck ist zu verspüren. Also gut- Anker hält nicht. Zweiter Versuch. Wieder das Gleiche. Anker hält nicht. Wir brauchen eine andere Stelle. Weiter südlich sieht es laut Karte besser aus. Dritter Versuch – Anker hält nicht und die Dunkelheit hat uns eingeholt. Na toll. Die erste Nacht und wir haben noch nicht einmal festgemacht. Wir beschließen trotz Bora wieder zurück zur Boje zu fahren. Also alle notwendigen Leuchtsignale anschalten und mit Motor zurück zur Boje. Der hell leuchtende Mond erleichtert uns das Festmachen an der Boje ungemein.
Egal ob Bora oder nicht, wir haben einmal festgemacht. Kaum sind wir fertig kommt schon der Bojenbesitzer und lacht. Ich frage ihn, wie die Bojen halten werden? Er beruhigt mich und meint, dass letzte Woche ein 47Fuss Katamaran bei Bora auch gehalten hat. Das beruhigt wirklich – dachte ich zumindest. Jetzt wird mal zu Abend gegessen und als Schlummertunk muss ein Glas Wein herhalten.
So gegen Mitternacht geht es los. Das Schiff schaukelt durch den Wellengang wie wild auf und ab. Ich mache natürlich fast kein Auge zu. Jede halbe Stunde schaue ich aus der Luke meiner Kabine, um mich zu vergewissern, ob wir eh noch festhängen. Gott sei Dank – alles hält.
Am nächsten Morgen – die Crew hat trotz Bora sehr gut geschlafen, und nach einem ausgiebigen Frühstück – geht es mit dem Flautenschieber Richtung Kakan. Wir wollen in der Konoba Babalu essen und dort auch über Nacht bleiben. Als jedoch Wind aufkommt, wir die Segel setzen und wir mit fast 6kn unterwegs sind, wird einstimmig beschlossen nach Zirje zu fahren, um dort in der Bucht Stupica M zu übernachten. Kurz vor der Bucht holen wir die Segel ein und fahren mit Motor weiter. Es liegen bereits einige Boote mit Anker und Landleine in der Bucht.
Hm … Landleine und Anker, das habe ich weder im Praxistraining noch bei Goran gelernt. Gleich hinter uns kommt eine Yacht. Ich beschließe dieser den Vortritt zu lassen, um einmal zu beobachten wie der Skipper dieses Manöver durchführt. Aha: Anker gegen Westen raus, dann langsam zurück und am Heck mit Landleine festmachen. Also gut, wir werden es genauso machen. Zum Glück habe ich mir von zu Hause eine lange Landleine mitgenommen, denn am Charterschiff gibt es nur Festmacher mit ein paar Metern.
So, die Bavaria in Position und „Anker los!“. Nun langsam rückwärts. Ein Crewmitglied wartet bereits im Beiboot mit der Landleine. Wassertiefe ca. 10m. Also 30m Ankerkette raus und Test, ob Anker hält, dann die Landleine befestigen.
Als ob ich es nicht schon geahnt hätte. Der Anker hält nicht. „Also das gibt es doch nicht?“
Im Praxistraining hat das alles so wunderbar geklappt! Anker raus, man spürt einen kurzen Ruck und dann hält die Sache. Also gut - Zweiter Versuch. Ich fahre die Bavaria in die richtige Position und rufe „Anker los!“. Dieser rasselt ins Wasser und nach kurzem Warten setze ich langsam zurück. Nach ca. 30m Kette lasse ich den Anker stoppen und probiere abermals ob er hält. Nein tut er nicht! „Was mache ich falsch?“
Inzwischen haben wir viele Zuschauer für unsere Manöver bekommen. Für einige scheint es ein richtiges Kabarett zu sein, da wir am Nachbarschiff Leute lachen hören. „Statt blöd zu lachen, helft mir lieber“, murmele ich vor mich hin. Wie wenn ein anderer Skipper mich erhört hätte. Er kommt mit seinem Beiboot zu uns und fragt, wie viel Ankerkette ich am Schiff habe? Laut Charterfirma sollten es ca. 50m sein. „Und warum stoppst du bei 30m?“, fragt er mich. „Lass alles raus! Je länger desto besser“. Gut dann probieren wir es noch einmal. Boot in Position und Anker los. Dieses Mal die ganze Kette raus. Jetzt komme ich durch meine Rückwärtsfahrt dem Ufer aber sehr nahe und so werde ich doch ein bisschen nervös. Als der Tiefenmesser nur mehr 3m anzeigt, stoppe ich die Maschine und bitte mein Crewmitglied die Landleine in der Nähe des Schiffes an Land festzumachen. Nun während er aus dem Beiboot steigt, einen guten Felsen zum Festmachen findet und dann die Leine endlich fest ist, treibt unser Boot meilenweit von der Stelle weg. Ach ja, da gibt es ja noch den Wind. Der treibt das Boot auch ohne Segel durch die Gegend – „Merke dir das Skipper!“
Lektion: Ein Boot wird auch ohne Segel durch den Wind angetrieben. Meistens dorthin, wo du es nicht willst.
Nun ja. Noch ein Ankerversuch. Aber dieses Mal machen wir die Landleine gleich am Felsen fest und wenn wir mit dem Boot in die Nähe kommen, dann mit dem Dingi die Leine bringen. „Warum nicht werfen?“ Und was ist, wenn die Leine in die Schraube kommt? Außerdem sind wir sicher noch gut 10m vom Ufer entfernt, wenn ich die Landleine anbringen möchte, und diesen Abstand zu werfen ... Nö.
Los geht’s: Boot in Position – Anker los – langsame Rückwärtsfahrt. Landleine ist bereits am Ufer festgezurrt. Ich komme dem Ufer immer näher. Mein Crewmitglied Michael wartet schon im Dingi um die Leine zu bringen. Dieses Mal klappt es, da bin ich fest überzeugt. Doch mitten zwischen Yacht und Ufer – Dingi Motor aus. Michael versucht verzweifelt den Motor zu starten. Wir treiben wieder allmählich ab. Ich stelle den Motor der Bavaria ab und rufe: „Wirf die Leine!“ In einem kleinen schaukeligen Beiboot eine Leine zu werfen, wird zur unlösbaren Aufgabe. Die Leine landet immer wieder im Wasser – und wir treiben weiter ab.
Irgendwann springt der Motor des Dingis an, doch da sind wir mit unserer 45Fuss Badewanne bereits wieder mitten in der Bucht – also eigentlich fast schon wieder auf der anderen Seite. „So jetzt reicht es“. Ich entscheide, dass wir das Ankern sein lassen und uns eine Boje suchen. Beim hilfsbereiten Nachbarskipper bedanke ich mich mit Handzeichen, hole den Anker ein und fahre niedergeschlagen aus der Bucht.
Lektion: Ankerkette so lange wie möglich raus (auf Schwojkreis achten).
In der nächsten Bucht (Stupica V) sind laut Internet, Bojen vorhanden. Da es bereits 18 Uhr ist, befürchte ich, dass keine Boje mehr frei ist. Doch zum Glück, da ist noch eine. Egal was die jetzt kostet, ich will festmachen und nach der Aufregung endlich ein wenig zur Ruhe kommen.
Unser Bojenmanöver mit rückwärts anfahren klappt wieder wunderbar. Als wir zwei Festmacher an den Klampen festgezurrt haben, überkommt mich eine gewisse Erleichterung. Doch diese soll nicht lange dauern. Ein freundlicher junger Mann in einem kleinen Schlauchboot erklärt uns, dass diese Boje reserviert sei. „Reserviert?“, frage ich: „ Wie kann man Bojen reservieren?“ Freundlich, aber bestimmt, fordert er uns auf die Boje zu verlassen.
Ich denke schon an den gestrigen Tag, als wir im Dunkeln durch die Gegend schipperten.
Laut Navionics liegt das nächste Bojenfeld in der Bucht Tratinska. Da sich inzwischen der Wind bereits schlafen gelegt hat, fahren wir mit Motor Richtung Nordwesten. In der Bucht angekommen, machen wir eine rote leere Boje ausfindig. Doch als wir schnurstracks darauf zufahren, wiederholt sich die Geschichte von vorhin. Wieder erklärt uns ein Teenager in einem Schlauchboot, dass diese Boje Privatbesitz sei, und wir sie nicht benutzen dürfen. Ein aufmerksamer Leser von Comics kann sich nun meine Sprechblase vorstellen und was darin steht …
„Also dann habt mich gern mit euren Bojen. Ich pfeif drauf!“
Lektion2: Bojen sind entweder vor zu reservieren oder bis spätestens 15 Uhr zu belegen.
Wir fahren die Insel weiter Richtung Norden und suchen eine Bucht zum Ankern. Circa 1 Seemeile von Tratinska entfernt, werden wir fündig. So, nun schauen wir woher der Wind in der Nacht kommt. Nordosten mit ca. 2-3bf. Ich stelle den Bug gegen Nordosten, also gegen das Ufer, und wir lassen den Anker los. Dieses Mal fast die ganze Kette raus-45m, während ich langsam Rückwärts fahre. Und plötzlich – der Ruck war eindeutig zu spüren. Ja der Anker hält – Heureka! Ich bin mehr als erleichtert. Auch meiner Crew ist diese Erleichterung anzusehen. Nach einem gemütlichen Abendessen und einem Gläschen Wein geht es ab in die Koje.
Tiefer Schlaf ist auch was anderes. Ich schaue öfters als es sein muss immer wieder aus der Luke, um mich zu vergewissern, ob der Anker wirklich hält. Der Morgen dämmert schon als ich beim Blick aus der Luke nur Wasser und kein Ufer sehe. Der Schreck fährt mir ins Gebein – der Anker hat sich losgerissen und wir treiben auf dem Meer … - doch in diesem Moment schwojt das Boot wieder zurück und ich kann erkennen, dass wir noch genauso ankern wie gestern Abend. Puuh! – Gott sei Dank.
Am nächsten Morgen leider wieder kein Wind. Aus diesem Grund geht es mit dem Flautenschieber mit ca. 7kn Richtung Zlarin. Da wir ja für einige Tage in die Kornaten möchten, ist es unumgänglich die Wassertanks ganz aufzufüllen. Laut Beständig kann man in Zlarin im Hafen die Tanks ganz auffüllen. In den Kornaten gibt es meistens nur 100Liter und es wird sicher teurer sein.
Als wir in Zlarin ankommen, drehe ich zuerst eine Hafenrunde und schau mir alles genau an. Danach geht es wieder raus um mit der Crew das Anlegemanöver genau durch zu besprechen. Die Fender werden an der Steuerbordseite ausgebracht und jeweils ein Crewmitglied am Bug und am Heck mit einem Festmacher positioniert. Mein jüngster Sohn macht sich bereit von Bord zu springen, um die Festmacher über die Poller zu legen.
Es geht los! Mit langsamer Fahrt nähere ich mich der Hafenmauer. Ganz sanft gleitet das Boot mit den Fendern an die Mauer, mein Sohn springt und die Festmacher am Heck sind dann auch gleich fest. Der am Bug vorne ist nur mehr eine Formalität. Wir sind alle ganz stolz, dass wir ein schönes und sanftes Anlegemanöver vor einigen Zuschauern, die kurz vorher mit der Fähre ankamen, hingelegt haben. Nachdem die beiden Wassertanks voll sind, warte ich vergeblich auf den Hafenmeister um das Wasser zu bezahlen. Nach 10 Minuten Wartezeit, beschließen wir loszumachen. Der vordere Festmacher wird über den mittleren Poller gelegt und der am Heck losgemacht. Mit Rückwärtsfahrt dreht sich das Boot Heck voraus von der Kaimauer weg. „Vorderer Festmacher los!“, und wir sind schon auf dem Weg aus dem Hafen. Auch dieses Manöver geht perfekt über die Bühne. Wir werden immer selbstbewusster.
Lektion: Bevor du anlegst, mach eine Hafenrunde und mach dir ein Bild von der Situation.
Endlich kommt auch Wind aus NW mit ca. 12kn auf. Da unser Kurs 150Grad beträgt, fahren wir mit vorm Wind Kurs in die Bucht von Dolac. Dort setzen wir bereits gegen 14:00 Uhr den Anker.
Die Bucht kennen wir von unseren früheren Kroatienurlauben, und wissen deshalb, dass der dortige Campingplatz auch einen Supermarkt hat, und wir unseren Proviant auffüllen können. Während vier Crewmitglieder mit dem Dingi zum Einkaufen fahren, gehen mein jüngster Sohn und ich unter Wasser. Endlich kann ich mir nun den Anker in Aktion ansehen. Er hat sich im Sand tief eingegraben und wird deshalb sicher halten. Inzwischen wird der neue Essens- und Getränkevorrat gebunkert. Durch die teilweise hohen Wellen in der Bucht ist dies ein nicht ganz leichtes Unterfangen.
Gegen Abend lässt der Mistral nach und wir können entspannt zu Abend essen. Inzwischen haben wir auch einen Nachbarn bekommen, der genug Abstand zum Schwojen einhält. In dieser Nacht schlafe ich wie ein Bär. Von den vorigen Nächten fehlt mir erstens noch Schlaf und zweitens fühle ich mich an diesem Platz bezüglich Anker ganz sicher.
Am nächsten Morgen nach einem ausgezeichneten Frühstück mache ich mir Gedanken über die Tankanzeige unseres Dieselvorrates. Wir haben nun bereits mehr als 10 Betriebsstunden mit Motor hinter uns, aber die Tankanzeige steht noch immer auf voll. Kurz mal nachgerechnet ... Das Boot verbraucht laut Charterfirma zwischen 4 und 5 Liter pro Stunde. Also müssten wir jetzt schon mindestens 40 Liter verbraucht haben. Bei einem 250Liter Tank müsste sich die Tanknadel doch schon bewegen. Und was ist, wenn die Anzeige defekt ist? Also gut, ab in die Marina Kremik um sicherheitshalber aufzutanken. Dort angekommen, tanken bereits zwei Motorboote. Ich beschließe die Tankstelle über die Backboard-Seite anzufahren um nach dem Tankvorgang vorwärts die Marina verlassen zu können. Das heißt im engen Hafen eine 180Grad Wende zu machen. Ganz langsam geht es über die Mooringleinen der angelegten Schiffe und dann zur Tankstelle. Das Anlegemanöver – was soll ich sagen – perfekt. Nach 36 Litern ist der Tank der Yacht voll, und wir betanken auch gleich den Kanister des Beibootes, da auch dieser leer ist. Mit langsamer Fahrt voraus geht es raus aus der Marina.
Heute wollen wir weit raus, um vielleicht doch mehr Wind zu erhaschen. Vorbei an Barilac und Grbavac in Richtung Zirje. Der Mistral setzt gegen Mittag ein, und wir müssen deshalb kreuzen um in die Kornaten zu kommen. In circa Höhe Kosmerka erleben wir das i-Tüpfelchen für unseren Urlaub. Delphine!
5 bis 10 Tiere kommen uns entgegen und leider ist meine Tochter mit dem Fotoapparat zu langsam, um ein tolles Foto zu schießen, als sie aus dem Wasser kommen um Luft zu holen. Die dunkelgrauen Tiere üben nicht nur auf mich eine besondere Anziehung aus. Auch für meine Crew ist es das erste Mal diese Geschöpfe in Gottes freier Natur zu sehen. Das Ganze dauert leider nicht einmal eine Minute und schon sind die Tiere wieder im tiefblauen Meer verschwunden.
Jedes Crewmitglied hat ein Grinsen im Gesicht und niemand kann seine Begeisterung für sich behalten.
Doch Zirje kommt immer näher und so rufe ich: „Alles klar zu Wende!“. Nach einer Rückbestätigung meiner Crew heißt es nur noch „Ree“ und dann folgt eine perfekte Wende. Durch das Kreuzen haben wir diese nun fast perfektioniert. Also Kreuzen macht Spaß und man lernt viel, aber Höhe gewinnen wir zu wenig. Wenn wir so weitermachen, sind wir gegen Mitternacht in den Kornaten.
Leider müssen wir aus diesem Grund die Segel einholen und ich starte den Motor. Mit ca. 7kn geht es in NW Richtung bis zur Insel Ravni Zakan zum Restaurant Larus.
Dort machen wir an einer Boje fest. Da diese sehr weit aus dem Wasser ragt, beschließen wir mit dem Mooringhaken zu arbeiten. Der erste Versuch schlägt fehl, doch beim zweiten Anlauf schaffen wir es gleich 2 Festmacher an der Boje anzubringen. Damit wird an je einer vorderen Klampe belegt. Badeplattform runter und zuerst mal rein ins kühle Nass. Ich binde mir meine Badeschlapfen um die Badehose und schwimme an Land um im Restaurant zu reservieren. Mit der Reservierung vereinbare ich auch gleich einen Shuttletransport zum Restaurant gegen 19:00 Uhr.
Nachdem ich zum Boot zurückgeschwommen bin, bemerke ich beim aus dem Wasser steigen, dass meine Schlapfen weg sind. Diese treiben in der Bucht. Also bin ich noch mal rein um meine Fußsohlenschoner zu holen.
Je später es wird, desto mehr Bojen werden von anderen Yachten belegt.
Kurz bevor wir zum Essen abgeholt werden, kommt die Nationalparkaufsicht zu uns ans Boot. Glücklicherweise habe ich ja bereits in Sukosan 2 Karten im Vorverkauf erstanden. Ich frage die Aufsicht, ob sie etwas zu trinken haben möchten. „Ja, gerne, 2 Bier. Aber das holen wir uns später“. Anscheinend hat das Angebot geholfen, denn der Stempel des Wärters auf meiner Karte weist auf den nächsten Tag hin, und somit haben wir einen Tag gewonnen.
Kurz vor 19:00 Uhr kommt unser Essenstaxi und chauffiert uns ins Restaurant. Dort wird neben Fisch und Garnelen auch ein sehr empfehlenswerter Nachtisch verzerrt. Das Restaurant Larus ist im kulinarischen Sinn sehr zu empfehlen aber die Preise sind doch etwas hoch angesetzt.
Lektion: Vorher Infos über die Konoba einholen (vor allem Preisinfos).
Als wir wieder zurück an Bord sind, genieße ich die Ruhe in der Bucht. Denn die Yacht mit den vielen Teenagern, die am späten Nachmittag ankam, und den Lärmpegel erhöht hat, hat sich endlich zur Ruhe begeben.
Am nächsten Morgen. Das Meer ist spiegelglatt. Die Inseln der Kornaten ragen wie weiß-braune Felsen aus dem Wasser, als ob sie jemand dort einfach reingeworfen hätte.
Ach ja, da gibt es doch eine Mär, dass Gott selbst, nachdem er die Erde geschaffen hatte, sah, dass noch etwas fehlte. Und so nahm er ein paar Steine und schuf die Kornaten. Genauso kommt es mir nun vor, als ich das blaue Meer und felsigen Inseln betrachte.
Heute fahren wir nicht weit, wir möchten einen Badetag einschieben. Und so geht es nur ein paar Seemeilen nordöstlich an Lunga vorbei zur Insel Kasela. Dort angekommen, sind wir außer einer größeren Motoryacht einem kleinen Motorboot und einer 33Fuss Yacht alleine in der Bucht.
Wir werfen zuerst den Anker und dann unsere verschwitzten Körper ins türkisblaue Meer.
Meine Frau und ich beschließen auf den nahe gelegenen Hügel zu steigen, um ein Bild vom Boot und der Bucht zu machen. Unser zukünftiger Schwiegersohn will unbedingt mit und so machen wir uns auf, mit Fotoapparat und Kamera bestückt, einen kleinen Berg zu besteigen. Oben angekommen, bin ich von der Schönheit der Landschaft begeistert und es werden unzählige Fotos geschossen.
Bei Ankunft wieder unten in der Bucht erkenne ich zwischen den Felsen sehr viel Müll und Unrat. Eigentlich schade, dass es so etwas auch in einem Nationalpark geben muss.
Nachdem ich mich nach dem Wetter für die Nacht erkundigt habe – erstaunlicherweise funktioniert das Internet auch hier noch einigermaßen - sollten wir eigentlich unsere Position ändern, denn durch den Wind könnte es passieren, dass wir an die Felsen gedrückt werden. In diesem Moment verlassen das kleine Motorboot und die andere kleine Yacht die Bucht. Sofort lichten wir den Anker und nehmen parallel zur Motoryacht unsere Übernachtungsposition ein. Zusätzlich bringen wir noch 2 Landleinen aus. Mein älterer Sohn schnappt sich seine Schwimmflossen und befestigt die Leinen an den Felsen der Bucht. Heute kocht meine Tochter und zukünftige Schwiegertochter zu Abend. Topfenknödel mit Himbeer-Mus. Au ja – das schmeckt. Danach noch ein Gläschen Wein unter Vollmond und dann ab in die Koje.
Am nächsten Morgen, versuche ich die Badeplattform auszuklappen um eine erfrischende Morgenrunde im Meer zu schwimmen, doch die Plattform gehorcht mir nicht. Sie startet zwar den Versuch auszufahren, aber dann stoppt sie. Zuerst denke ich an die Service Batterie. Diese hat 12,1Volt. Also sollte der Fehler hier nicht liegen. Trotzdem starte ich den Motor und lasse ihn mit Freilauf auf 2000rpm laufen. Nachdem wir alle gefrühstückt haben, und mein Sohn die Landeleinen eingeholt hat, versuche ich die Plattform erneut zu überreden nach unten zu klappen. Nein, sie will nicht. OK, wo ist die Beschreibung des Bootes? Da muss es doch eine Sicherung oder etwas Ähnliches geben? Wir werden hinter einer Abdeckung der Steuerbord-Heckkabine fündig. Sicherung raus und wieder rein – kein Erfolg. Eventuell ist im Ankersicherungskasten doch noch was verstaut. Das Problem allerdings, dass dieser Kasten mit Torx-Schrauben verschlossen und gerade dieses Werkzeug nicht vorhanden ist.
Ein Crewmitglied schafft es trotzdem mittels Flachschraubendreher den Kasten zu öffnen. Doch auch hier leider Fehlanzeige. Also gut. Die Charterfirma hat uns ja ein eigenes Handy gegeben, welches genau für diese Fälle gedacht ist. Ich rufe den Techniker an und nach wenigen Minuten erklärt er mir, dass wahrscheinlich die Steuerung der Klappe defekt sei. Er kenne das Problem. Er möchte wissen, wo wir uns denn befinden? Ich beginne mit Angaben von Koordinaten, als er mich unterbricht und nur die Insel wissen möchte. Ich vereinbare mit ihm, uns in der Marina Piskera zu treffen, da wir sowieso noch Brot kaufen müssten. Und so geht es vorbei an Gustac und Lavsa Richtung Piskera.
Da es noch früher Vormittag und dadurch kein Wind vorhanden ist, bleibt nur mehr der Dieselmotor. Als wir in Piskera einlaufen, stelle ich mir vor, dass hier eigentlich nur mehr die Palmen fehlen. Das Wasser ist türkisblau und einige Meter tief.
Meine Verwunderung gilt den Schwimmern, die direkt in der Einfahrt der Marina schwimmen. Das Wasser lädt ja wirklich zum Baden ein, aber direkt in einer Einfahrt zu einer Marina?
Langsam lasse ich das Boot Richtung Marina gleiten. Der Hafenmeister, so vermute ich zumindest, geht uns am Kai schon entgegen und wir geben ihm zu verstehen, dass wir nur Brot kaufen möchten. Mit Handzeichen weist er uns einen Platz zu. Gleich am ersten Steg. Ich fahre rückwärts zwischen den Stegen ein um dann ganz langsam vorwärts zum Steg um anzudocken. Festmacher vorne und hinten klar – Motor aus. Doch halt – Badeplattform. Ich probiere und siehe da, sie funktioniert. Also doch zu schwache Batterie.
Lektion: Die Servicebatterien auf Charteryachten sind nicht dafür gedacht lange ohne Motor oder Ladestationen einer Marina auszukommen.
Ich rufe den Techniker der Charterfirma und schildere ihm, dass alles OK sei und er brauche nicht zu kommen. Meine Frau und zwei unserer Kinder gehen einkaufen. Nach einigen Minuten kommt sie mit drei Baguettes, Bier und ein paar Tomaten daher. An meinem Blick erkennt sie meine Gedanken - „Ich weiß, mit dem Brot kommen wir gerade eine Jause durch, aber in 10 Minuten soll eine frische Ladung kommen“, erwidert sie. Tatsächlich fährt in diesem Augenblick ein kleines Schiff in die Marina ein und löscht seine Ladung. Gemüse, Obst, Fisch, Milch und ganz viel Brot.
Ich bin erleichtert und meine Frau geht gleich wieder zum Einkaufen. Dieses Mal kommt sie mit genug Gebäck retour. Die obligatorischen Fotos müssen auch noch gemacht werden.
Vorderen Festmacher los, hinteren Festmacher los und raus aus der Marina. Achtung auf die, meiner Meinung nach, dummen Schwimmer in der Einfahrt. Nach wenigen Minuten haben wir Piskera hinter uns gelassen und der Hunger macht sich breit. Laut Karte ist 1,5sm nördlich eine kleine Bucht.
Zuerst drehen wir eine Runde durch die Bucht um abzuchecken wie wir anlegen werden. Da es gegen Ende der Bucht sehr eng und flach wird, beschließen wir nur mit Landleinen und ohne Anker zu arbeiten um die Batterie zu schonen. Ich fahre langsam ein und drehe das Boot mit dem Bug zur westlichen Seite der Bucht. Mein Sohn springt ins Wasser und befestigt die erste Landleine. Da fast kein Wind weht, ist das Halten des Bootes auf Position leicht. Nachdem die Buglandleine fest belegt ist, ist die Hecklandleine an der Reihe. Nach wenigen Minuten ist auch dies geschafft. Das Boot liegt sicher in der Bucht und langsam steigt ein appetitanregender Duft aus dem Pantry.
Wir beginnen unser Essen zu genießen, da kommt plötzlich ein sehr schnelles Motorboot in die Bucht. Ich befürchte, dass er unsere Landleine nicht sieht und mache auf mich und die Leine aufmerksam. Den Fender in der Mitte der Leine habe ich natürlich vergessen.
Lektion: Bei langer Landeleine, Fender in die Mitte hängen.
Nun ja, Mitte Leine zum Ende der Bucht sind es gerade mal 10Meter. Da fährt ja sowieso keiner mehr ein. Als das Boot langsamer wird, erkenne ich die Nationalparkaufsicht. Zum Glück haben wir ja noch eine gültige Karte, dank den beiden Jungs, die das Datum auf einen Tag später gestempelt haben. Eventuell holen sie sich ja ihr versprochenes Bier ab? Doch es sind zwei andere Aufsichtsbeamte.
Nach einem hervorragenden Mittagessen, werden die beiden Landleinen gelöst und wir steuern aufs offene Meer hinaus. Ich spüre, dass dort Wind ist. Und ich sollte rechtbehalten. Da dieser aus Nordwest kommt, können wir wieder nur kreuzen. Wir möchten zu den Steilküsten von Dugi Otok. Aber dieses Mal haben wir über 20kn Wind und er kommt doch mehr aus NWW. Ich drehe die Bavaria gegen den Wind. Hauptsegel reffen, Vorsegel reffen ein wenig auffieren und los geht’s. Mit ca. 15Grad Krängung geht es Richtung Westen.
Kurz bevor mein Kartenplotter das Ende der 3sm Zone anzeigt, rufe ich: „Klar zur Wende!“. Mein jüngster Sohn und mein zukünftiger Schwiegersohn rufen: „Klar!“. Nach einem lautem „Ree!“ drehe ich die Yacht nach Steuerbord. Meine beiden Wendehelfer sind bereits ein eingespieltes Team, und so steuern wir fast ohne Geschwindigkeitsverlust in Nordostrichtung zurück auf die Kornaten zu. Plötzlich sehe ich ein Boot, welches, so scheint es zumindest, gegen den Wind segelt.
Nach genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass es anscheinend an der Grenze „Vor Wind“ und „geht nicht mehr“ segelt. Das müssen wir auch probieren! Mit dem Fernglas inspiziere ich die Segelstellung des bewunderten Bootes. Nun drehe ich unser Boot gegen den Wind und wir stellen die Segel genauso ein. Dann versuche ich den vor Wind Kurs. Ich schaffe zwar das Boot auf einen vor Wind Kurs zu bringen, doch den gleichen Kurs wie das andere Boot zu fahren, erscheint mir unmöglich geschweige denn dessen Geschwindigkeit zu erreichen. Nun ja, es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, und so muss ich mir eben eingestehen, dass ich noch Anfänger bin. Wir kehren zurück zur Methode Kreuzen, denn die macht Spaß und wir gewinnen auch ganz gut an Höhe. Nach ca. 10 Wenden beschließen wir, die Steilküsten sein zu lassen und in die Kornaten für die Nacht zurückzukehren.
Zwischen Obrucan M und Obrucan V starte ich zusätzlich den Motor, da dort einige spitze Felsen aus dem Wasser ragen. Wir fahren bis Silo Malo unter Segel. Kurz vor der Bucht Sipnate wird das Wasser nur ca. 4m tief. Also Segel einholen und mit Motor in die Bucht. Es ist bereits kurz nach 17 Uhr und ich befürchte, dass die Bucht bereits gerammelt voll sein wird. Doch es liegen nur 2 Boote darin. Also noch genug Platz zum Ankern.
Bereits vorher habe ich mich nach der Windrichtung in der Nacht erkundigt – Nord bis Nordost. Ich drehe meine Bavaria gegen Norden und rufe „Anker los!“. Nach kurzer Rückwärtsfahrt spüre ich wieder den erlösenden Ruck des Ankers. Voila – Anker hält! Wir haben die Badeplattform gerade ausgefahren da kommt die Nationalparkaufsicht. Ich denke schon, dass die beiden aus der Bucht des Restaurant Larus kommen, um ihr versprochenes Bier zu holen, doch leider sind sie es nicht. Also muss die zweite gekaufte Karte herhalten.
Heute ist unsere letzte Nacht an Bord in den Kornaten, denn morgen geht’s zurück nach Biograd.
Diese Woche ist viel zu schnell vergangen …
Beim Abendessen wird darüber diskutiert, ob wir nächstes Jahr wieder einen Törn machen? Und wenn ja, dann sollten es doch 14 Tage sein. Jeder ist ein bisschen traurig, dass es vorbei ist, aber Kopf hoch – wir haben den ganzen morgigen Tag. Da soll es durch die Mala Traversa gehen.
Wie immer ist es morgens komplett windstill und so müssen wir mit Motor Richtung Traversa fahren. Es kommen uns viele Touristenboote vom Festland entgegen, die durch die erzeugte Wellen unser Boot ganz toll ins Schaukeln bringen. Als ich die Mala Traversa ansteuere, sehe ich einige solcher Touristenboote, die mir entgegenkommen. Somit halte das Boot mitten in der Traversa so weit wie möglich Steuerbord. An dieser Seite sieht man unter Wasser, wie anscheinend dieser Übergang aus dem Fels gehauen wurde, denn die Kante des Ufers geht senkrecht nach unten. Der Kapitän des Touristenbootes lenkt sein Schiff knapp an unserem vorbei, und als er unser Heck passiert hat, gebe ich Vollgas. Mit wildem Schaukeln fahren wir aus der Traversa aus.
Da es noch nicht einmal Mittag ist, fahren wir in nach Zut und ankern in der Bucht nordwestlich der Marina. Die Bucht erinnert mich sehr an Sardinien, da es unter Wasser viel Sand gibt und das Wasser dadurch ein helles türkisblau aufweist. Das Ankern funktioniert schon problemlos und so freue ich mich auf ein gutes Mittagessen. Doch davor geht es mit der ganzen Familie ins Wasser zum Schnorcheln.
Meine Frau kocht gleich eine Gulaschsuppe vor, welches sich jedoch später als keine gute Idee herausstellen sollte.
Nachdem wir gut gespeist haben, starte ich den Motor um aus der Bucht auszufahren. Dann stelle ich die Bavaria gegen den Wind um die Segel zu reffen. Doch leider haben wir beim letzten Einholen den Baum niedergeholt und nun sträubt sich das Segel raus zu kommen. Bei circa der Hälfte des gerefften Segels rührt sich nichts mehr. Man sieht nur mehr Falten aus dem Mast kommen.Na super – und jetzt.
Segel noch mal ganz rein und wieder raus. Da geht was – es kommt weiter raus als vorhin. Und so bergen und reffen wir das Segel so lange bis es komplett aus dem Mast ausgerollt ist – Gott sei Dank. Ich sah mich schon den Techniker der Charterfirma anrufen. Der Wind kommt aus NW. Wir probieren wieder den Schmetterling, der uns in der vergangenen Woche so gute Dienste geleistet hat, aber dieses Mal ist der Wind einfach zu schwach. Also was bleibt dann wieder übrig – Flautenschieber. Doch bereits nach ein paar Seemeilen merke ich, wie der Wind wesentlich stärker wird. Jedes Mal habe ich das Gefühl, wie jemand einen riesigen Ventilator einschalten würde. Plötzlich ist der Wind einfach da.
Wir setzen den Schmetterling und los geht’s – Kurs Südost. Nachdem wir den kleinen Felshaufen HR Sandela passiert haben, können wir auf Halbwind gehen. Jetzt geht’s richtig los. Der Wind kommt mit ca. 20kn aus NW und wir setzen Kurs genau zwischen Zizanj und Gangaro.
Die Bavaria gleitet mit einer für mich wunderschönen Krängung und fast 9kn auf die beiden Inseln zu. Als wir diese passieren, sehen wir dutzende Boote welche Richtung Biograd unterwegs sind. Viele unter Motor aber einige auch unter Segel – so wie wir. Ich befürchte, dass wir im Kanal zwischen Pasman und dem Festland keinen Wind haben werden, doch weit gefehlt.
Der Wind bleibt und wir bekommen von Steuerbord Konkurrenz. Eine Elan heftet sich an unsere Fersen. Meine Crew sieht sich bereits in einer Regatta nach Biograd, und so wird die Fahrt zur Marina zum Wettlauf. Nach einigen Wendemanövern, sieht dies der Skipper der Elan genauso. Ich habe die Segel bereits vorher verkleinern lassen, da mir zu viel Druck darin war. Die Elan hat die Segel voll gesetzt und dadurch ist sie ein bisschen schneller als wir. Meine Bavaria hat eine Krängung von 20 bis 25 Grad und dadurch mache ich mir Sorgen um unsere Gulaschsuppe auf dem Herd. Der Topf schwingt zwar bei jeder Wende brav mit, aber auch der Herd kann nicht ewig weit ausgleichen.
Bei der folgenden Wende, kann ich froh sein, dass mein ältester Sohn gerade im Pantry ist und den Topf mit den Händen stabilisiert. Ansonsten hätten wir die Suppe im Schiff. Gulaschsuppe im Pantry, auf dem Boden und eventuell auf den Polstermöbeln – mag ich mir gar nicht vorstellen.
Die Elan hat inzwischen einen immer größer werdenden Vorsprung und meine Crew meint, wir sollten die Segel auch ganz reffen. Ich verneine, und ich sollte mit meiner Entscheidung rechtbehalten.
Nach unserer letzten Wende können wir sehen, wie die Elan bei SV Katarina vorbeisegelt. Die Insel hält den Wind etwas ab, und der Skipper macht den Fehler noch weiter abzufallen. Kurz nachdem er aus dem Windschatten der Insel kommt, erfasst die volle Windstärke das Boot. Die Mastspitze ist nur mehr einige Meter über der Wasseroberfläche und das Heck hebt sich aus dem Wasser. Das Backbordruder ist zu sehen und schwebt über der Wasseroberfläche. Gott sei Dank reagiert der Skipper richtig und dreht das Boot sofort gegen den Wind.
Lektion: je stärker der Wind desto kleiner das Segel.
Auf Grund dieses Vorfalles luve ich weiter an, damit mir nicht das Gleiche passiert. Mit 20Grad Krängung geht es einige Meter am Heck der Elan vorbei und ich stelle die Bavaria gegen den Wind. Wir holen die Segel ein, und meiner Crew und mir kommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das wir auf den letzten Seemeilen noch so toll segeln können, hat schon was.
Nachdem wir die Segel eingeholt haben, geht es unter Motor in die Marina. Ganz langsam fahre ich in die Marina um zu sehen, wo wir anlegen können. Ein Mitarbeiter der Charterfirma winkt bereits und weist uns einen Platz zu. Nun überlege ich, wie ich dort am besten rein komme. Ich beschließe, das Boot zuerst zu drehen um mit dem Heck voraus anzulegen.
Meine Crew ist vorbereitet, Fender sind draußen, Mooringhaken bereit und am Heck 2 Personen mit Festmacher. Ich steuere das Boot vis-a-vis der Einfahrt der Anlegestellen zwischen den anderen angelegten Booten, halte und gebe rückwärts Gas. Doch die Bavaria dreht sich nicht. Also gut noch mehr Gas – schubweise – so wie gelernt. Aber anstatt von den angelegten Schiffen wegzukommen, drückt mich der Wind immer näher an die angelegten Schiffe. „Fender!“, rufe ich, und meine Crew reagiert sofort. Nur vorne am Bug kommen wir einem anderen Schiff in Fendernähe, und als ich weiter rückwärtsfahren möchte, hängen wir mit dem Steuerbordruder an einer Mooringleine fest.
Nur nicht die Nerven verlieren. Und bevor du jetzt durch ungeübte Manövern die Lage verschlimmerst, lass dir helfen. Und schon kommt ein Mitarbeiter der Charterfirma mit einem Boot auf uns zu. Mit diesem Boot, zieht er die Bavaria von den Mooringleinen weg und steuert das Schiff gekonnt in die Anlegestelle. Nach dem Anlegen, frage ich ihn, was ich falsch gemacht habe, und er meint, dass ich mit dem Bug voran einfahren und dann kurz vor der Parklücke das Boot hätte drehen sollen. Dann dreht dir der Wind den Bug in die richtige Richtung. Es hätte aber auch so funktioniert, wie ich geplant hatte, aber ich hätte energischer Gas geben sollen. Ich soll mir darüber keinen Kopf machen, denn so etwas passiert fast jeden Tag. Trotzdem ärgere ich mich, da wir Anlegemanöver im April bis zum Abwinken geübt haben. Allerdings mit einer 33 Fuß Yacht. Dass eine 45er Bavaria ganz anders reagiert (viel langsamer) habe ich nun lernen müssen.
Lektion: Große Schiffe reagieren wesentlich langsamer. Mehr schubweises Gas wirkt.
Wir Essen noch gut zu Abend und gehen anschließend in die Stadt um einen Cocktail zu trinken.
Am nächsten Tag wird alles ausgeräumt und ausgecheckt. Es war eine wundervolle Woche. Es gab einige Rückschläge, aber auch viele Erfolgserlebnisse.
Wir sind uns alle einig, dass wir diesen Urlaub wiederholen müssen und schmieden bei der Fahrt nach Hause schon Pläne für 2014 …