Segeltörn Losinj 2009
Samara 2009
Törndaten:
- AUTOR: Hirmann Harry
- SKIPPER: Hirmann Harry
- CREW: Herbert, Sepp, Leo, Hannes, Christian
- YACHT: Oceanis 423 Clipper
- BOOTSNAME: Samara
- AUSGANGSBASIS: Marina Mandalina (Šibenik)
- DATUM: 26.09. – 03.10.2009
- VERCHARTERER: Yachting 2000
Samstag, 26.09.2009
Anreise Wien - Šibenik
Šibenik/Marina Mandalina – Žirje/Vela Stupica
12 sm - 2 Motorstd. - 0 Segelstd.
Anreise von Wien nach Šibenik mit 2 PKW – Abfahrt um 5 Uhr – Harry fährt als Autobahnverweigerer in Slowenien über Mureck – Überraschung in Ptuj, die ursprüngliche Auffahrt auf die alte Anreisestrecke ist nicht möglich, da die Autobahn auf der Trasse der alten Bundesstraße verläuft – unfreiwillige Hinterlanderkundung und ca. 10 Minuten Umweg bis die Bundesstraße zur Grenze gefunden ist. In Summe sind die Autobahnverweigerer 20 Minuten länger unterwegs (bis zur Grenze mit dem zusätzlichen Umweg) als die Direktfahrer.
Trotz heftiger Bora auf der Autobahn nach dem Tunnel Sveti Rock trifft die Vorhut früher als erwartet um 12:30 in der Marina Mandalina ein, die 2.Gruppe holt unseren Schweizer Teilnehmer (Christian) vom Flughafen Zadar.
Kontaktaufnahme mit Manfred, dem Vertreter unseres Vercharterers Yachting2000. Da sich Harry, Manfred und seine Frau Claudia schon aus seinem Vorjahrestörn kennen wird über allerlei freundschaftlich geplaudert bevor die Samara lt. Liste ordnungsgemäß übernommen wird. Die Samara, eine Oceanis 423 Baujahr 2005 scheint gut in Schuss zu sein. Der Motor sieht aus, als wäre er gestern neu eingebaut worden. Nach getaner Arbeit genehmigen sich Harry, Sepp und Hannes im Marinarestaurant eine sehr gute Pizza.
Das Boot:
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Nachdem auch Leo, Herbert und Christian in der Marina angekommen sind wird das Gepäck aus den Autos aufs Boot verladen und notdürftig verstaut. Die Kojeneinteilung läuft problemlos ab, eigentlich ergibt es sich – Herbert möchte im Salon schlafen, Leo geht freiwillig in die Stockbettkabine mit seinem und Herberts Gepäck, Sepp bekommt die Bugkabine zugesprochen, die entweder für Einen oder max. für Zwei geeignet ist, die sehr gerne eng kuscheln.
Nun sind noch die 2 Heckkabinen für die restlichen 3 Mann frei – Skipper Harry hat eine enorm große Kiste mit an Bord, in der er vom Einweghandschuh bis zur Klobürste alles mithat, was ein verantwortungsbewusster Skipper halt glaubt zu brauchen. Da die Kiste sonst keinen Platz findet möchte Harry mit ihr ins Bett, somit bleibt Hannes nur noch die Möglichkeit, sich mit Christian auszumachen, ob er im Bett links oder rechts in der gemeinsamen Kabine schlafen möchte. Fehlende Kleinigkeiten fürs leibliche Wohl werden gleich noch im Marina-Konzum gekauft und es wird entschieden noch am selben Tag auszulaufen. Die Mannschaft hat sich für eine Buchtübernachtung entschieden, da sich der Wind in der Zwischenzeit gelegt hat und das Wetter recht gut aussieht.
Sibenik:
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Bei 3 kn NO-Wind wird abgelegt und die Bucht von Šibenik wird für eine kleine Besichtigungsrunde genutzt. Dann geht’s unter Motor den Kanal Sv. Ante hinaus ins Reich der 1000 Inseln. Als Tagesziel wurde die Bucht Vela Stupica auf Žirje auserkoren, da der Wind mit 12 kn wieder leicht zulegt und Harry für die Übernachtung lieber an einer Boje liegt.
Beim ersten Bojenmanöver des Törns werden alle Probleme von den Mobo-Profis perfekt gemeistert, wenn auch das Manöver etwas länger dauert.
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Wir liegen zwar eher an der Außenseite der Bucht, aber es dauert nicht lange und der Wirt kommt seine Bojengebühr kassieren. Die 150 HRK verwundern Harry doch einigermaßen, hat er doch im Sommer 2008 mit einem Kat genau hier nur 100 HRK bezahlt, na ja, alles wird teurer, aber gleich um 50%? Ein unterhaltsamer Abend neigt sich dem Ende zu und Tag 1 ist Geschichte.
Sonntag, 27.09.2009
Žirje/Vela Stupica – Dugi Otok/Luka
42 sm – 4,5 Motorstd. – 2,5 Segelstd.
Die Mannschaft ist zeitig auf den Beinen und so wird um 8 Uhr gefrühstückt – Unmut kommt auf – es ist keine Butter an Bord! Leo verspricht als Bordkassier und Chefeinkäufer Besserung. Nach der morgendlichen Stärkung wird alles verstaut und Harry beginnt mit der Unterweisung der Mobofahrer in die Geheimnisse der Seglersprache. Da gibt’s doch einiges, was einem Nichtsegler spanisch vorkommen kann. Eines der Highlights - Herbert stellt fest: „Aha, oiso a Dirk muass net unbedingt an Turban auf haben“ So wird die Crew eingewiesen, wo man wann warum herumzieht und warum dann wo was wie passiert. Harry versucht sein bisher selbst aufgesaugtes Wissen bestmöglich weiterzugeben.
Bei strahlendem Morgenwetter wird schließlich abgelegt und bei 11 kn N-Wind wird erstmals Segel gesetzt. Mit Kurs 307° geht’s mit 6 kn Fahrt zwischen Kornati und Žut in den Norden. Nach ca. 2 Std. schläft der Wind ein und bei 3,5 kn Wind und 1,5 kn Fahrt wird entschieden unter Motor weiterzufahren. Die Stimmung an Bord ist prächtig und die gesamte Mannschaft versteht sich auf Anhieb. Bei traumhaftem heißem Sommerwetter wird Herbert’s Lieblingshafen Luka auf Dugi Otok angelaufen.
Luka:
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Herbert versucht sich in Luka bei optimalen Bedingungen erstmals an einem Anlegemanöver längsseits an der Mole mit einem Segelboot. Als erfahrener Mobofahrer ist er doch einigermaßen überrascht, wie groß doch der Unterschied zu seinen Motorbooten ist. Gegessen wird bei „Alen“ – Preis und Qualität der Mixed-Grill-Platte ist absolut in Ordnung. Zuvor gibt’s im eigenen Weinkeller noch eine Kostprobe des selbstgemachten Roten. Herbert freundet sich an Bord noch mit einer feschen Katze an. Ausklang des 2.Tages an Bord in gemütlicher Runde.
Essen bei Alen:
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Montag, 28.09.2009
Dugi Otok/Luka – Lošinj/Mali Lošinj
63 sm – 8,5 Motorstd. – 1 Segelstd.
Beim Frühstück mit frischem Weißbrot, Butter und Sepps selbstgemachtem Honig wird demokratisch der weitere Törnverlauf entschieden. Da für den heutigen Tag sehr wenig Wind angesagt ist wollen wir versuchen unter Motor bis Lošinj zu kommen und dann in den folgenden Tagen in kleinen Etappen zurückzufahren. Ein großes Vorhaben, liegen doch 10 Std. Fahrt in nördliche Richtung vor uns. Um 8:45 Uhr legen wir in Luka ab und unter Motor wird N-Kurs eingeschlagen.
Bei der Vorbeifahrt an Rava entdecken wir in Vela Rava und Mala Rava neue Fährmolen. In Mala Rava dürfte es zusätzlich in der nächsten Saison neue Mooringplätze geben, zumindest schaut die Mole so aus als wäre alles dafür vorbereitet. Vis a vis dürfte es auch ein neues Restaurant geben, zumindest stehen einige Bänke, Tische und Schirme dort.
Rava:
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Die Bojen in Vela Rava sind dafür verschwunden und das dort beschriebene Restaurant sieht geschlossen aus. An der Fährmole gibt es nur die Hinweistafel „1000 m zur Villa Rava“.
Wir motoren weiter auf NW-Kurs an der Ostseite von Molat, vorbei an Ist und den 3 Greben-Inseln. Interessant ist der Düseneffekt zwischen Olib und Silba aus NO-Richtung – ca. 2-3 kn Windzuwachs bei 8 kn Umgebungswind. Bei Premuda entscheiden wir uns noch, einen kleinen Abstecher nach Susak zu machen. Harry wird bei der sehr seichten Zufahrt sichtlich unruhig und er entspannt sich erst, als Kurs auf Lošinj genommen wird. Der Wind hat in der Zwischenzeit auf 11 kn zugelegt und so können wir noch 1 Std. bei besten Bedingungen segeln.
Um 18:20 Uhr wird in Mali Lošinj an Mooring angelegt. Herbert verweigert das Abendessen und so spaziert die restliche Crew ins Restaurant „Odyseus“ in der Nähe der Tankstelle. Eine ausgezeichnete Fischplatte und ausgezeichnete frittierte Kalamari zu moderaten Preisen runden einen wunderschönen Tag ab. Der sehr gesprächige Wirt erzählt uns noch einiges von der Stadt und seinen Vorfahren. Zufrieden geht’s zurück zu Herbert. Einige Crewmitglieder machen noch einen Verdauungsspaziergang rund um das Hafenbecken, womit auch der 3. Tag zu Ende geht.
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Dienstag, 29.09.2009
Lošinj/Mali Lošinj – Olib/Bucht Sv. Nikola
30 sm – 2 Motorstd. – 4 Segelstd.
Es ist weiterhin mit sehr wenig Wind zu rechnen, somit wird entschieden nicht dem ursprünglichen Plan, nach Rab zu segeln, nachzukommen. Außerdem soll das Wetter in den nächsten Tagen schlechter werden und darum sollten wir eher wieder die Rückfahrt antreten.
Hannes und Christian zieht es in die Stadt und so geht die Mannschaft auf Landerkundung – nur Herbert und Sepp, die schon öfters hier waren, bleiben an Bord und machen ein wenig sauber. Es geht hinauf zur Kirche und bis zur gesperrten Festung, oder was davon noch übrig ist. Um 10 Uhr wird abgelegt und bei 3 kn Wind motoren wir nach Ilovik.
In der wunderschönen Bucht Paržine wird geankert (Harry hat natürlich Tripleine und Ankerboje dabei). Im Sandgrund gräbt sich der Anker beim Einfahrmanöver sofort vorbildlich ein. Hannes, Christian und Harry stürzen sich in die Fluten – das Wasser ist angenehm, wenn man erst mal drinnen ist. Dann gibt’s noch Kaffee und frischen Strudel (doch, wir sind ein Männertörn), bevor wir in Hollywoodmanier den Anker lichten. Herbert filmt mit allerlei Zubehör über und unter Wasser unser Ankermanöver. Der Wind hat etwas zugelegt und bei 7 kn nutzen wir die Gunst der Stunde und hissen bei strahlendheißem Sommerwetter die Segel.
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Auf Vorwindkurs können wir einige Segelmanöver ausprobieren, immerhin sind wir ja hier, um den Mobofahrern das Segeln näher zu bringen. So gibt’s eine Lehrstunde mit alleinigem Vorsegelantrieb, Schmetterling, Halse, Q-Wende und sogar eine sanfte Patenthalse war dabei.
Seither glaubt Herbert nicht mehr, dass es sich bei der Patenthalse um ein kompliziertes Manöver handelt, wofür man einen bestimmten Befähigungsnachweis braucht. Zwischen Olib und Silba wird mit einigen Halsen hindurchgesegelt und man merkt an der regen Beteiligung an den segeltechnischen Bewegungsübungen, dass es allen Spaß macht.
Wir steuern schließlich die Bucht Sv.Nikola auf Olib an um dort zu übernachten. Überraschenderweise liegen dort 7 Bojen (in meinem Beständig 06/07 nicht vermerkt) und auch schon 2 Yachten. Ein angenehm lauer Abend wird an Bord verbracht und zufällig sehen wir eine extreme Sternschnuppe, wahrscheinlich hat die Raumstation ihren Müll entsorgt. Tag 4 endet mit guter Laune und Scherzen unserer Unterhaltungskünstler.
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Mittwoch, 30.09.2009
Olib/Bucht Sv.4ikola – Iž/Veli Iž
38 sm – 2 Motorstd. – 7,5 Segelstd.
Am frühen Morgen wundern wir uns, warum die beiden anderen Boote so zeitig die Bucht verlassen, um 9 Uhr wissen wir es – der Kassier kommt um die Bojengebühr einzutreiben, die 100 HRK finden wir OK (Berechnung nach Schiffslänge), da er auch gleich den Müll mitnimmt. Von Olib geht’s in Richtung SW und da unser erstes Ziel ist zu segeln, setzten wir bei 6 kn Wind gleich mal alles, was wir haben.
Hart am Wind wird ausgetestet, was unsere Oceanis so drauf hat. Bei 7 kn Wind kommt sie unter 40° scheinbaren Wind nicht auf Geschwindigkeit – optimal läuft sie bei 55-60°. Der Trimm hat bei Holepunktstellung auf Achtern seine Grenzen an den weit vorne angeschlagenen Wanten, an dem das Vorsegel recht bald anliegt. Trotzdem bekommen wir einen Trimm hin, bei dem alle Trimmbänder der Fock optimal anliegen und das Boot freihändig wie auf Schienen läuft – der „Fetznfliaga“ wäre stolz auf uns!
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Übermütig, wie wir mit der Zeit werden, überlegen wir ernsthaft die Durchfahrt Prolaz Zapuntel zwischen Ist und Molat unter Segel zu passieren. Die Windrichtung hätte bei der Anfahrt noch gepasst, allerdings hat uns die Landabdeckung den wenigen Wind auch noch genommen.
In der Durchfahrt hatten wir dann noch die Düse direkt auf die Nase, somit wäre spätestens hier Schluss gewesen mit der Seglerei. An der W-Seite von Molat kreuzen wir weiter in südliche Richtung. Zwischen den Inseln Tun-Veli und Zverinac nähern wir uns einer Yacht, die den selben Kurs fährt – Harry’s Jagdinstinkt ist erwacht (offensichtlich war er schon zu oft mit „Fetznfliaga“ unterwegs). Mit langen Schlägen kommen wir unserem imaginären Gegner näher, der die Herausforderung offensichtlich annimmt. Schon sehen wir uns als Sieger in dieser kleinen Regatta, als es passiert – wir patzen bei einer Halse und „verhungern“ vor einer Tunfischfarm. Na ja, den Versuch war’s Wert und Spaß hat’s gemacht.
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Gegen 15 Uhr piepsen plötzlich Geräte unter Deck und Sepp erkennt als Mann vom Fach, dass wir nur noch 8 V Bordspannung haben (statt 12-13V). Als erste Notmaßnahme wird der Motor gestartet und ausgekuppelt als Generator betrieben um die Batterien zu laden, sonst fällt uns noch die ganze Navigationselekronik aus.
Da tut sich gleich eine Frage auf – was sind wir nun, Motorschiff oder Segler? Wie kann man nachweisen, dass man den Vortrieb nur aus der Windkraft nutzt? Unsere Suche nach den Ursachen der leeren Batterien brachte das Ergebnis, dass ein Segler eben kein Motorboot mit permanentem Ladezustand ist und dass daher eine ununterbrochene Navigation mit Laptop und zusätzlichem GPS am Bordnetz zumindest bei Segelwetter mitunter problematisch für die Bordstromversorgung ist – damit hätten wir wieder Diskussionsstoff für unsere Kartentischdiskussion! Wir segeln somit ca. 1 Std. mit Motorgeräusch in Richtung Iž. Die letzten 1,5 Std. wird wieder geräuschlos gesegelt. An der Marinamole in Veli Iž wird mit Mooring festgemacht.
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Leo, der steuerbordseitig die Mooring übernimmt, stolpert beim Umdrehen so unglücklich, dass er beinahe über Bord geht, aber die Mooring lässt er nicht los! Lediglich den Bootshaken müssen wir wieder an Bord holen. Leo selbst ist bis auf einige kleine Abschürfungen, Gott sei Dank, nichts passiert.
Nach einer kurzen Pause für Körperpflege suchen wir das Restaurant „Mandrac“, das für seine riesigen Steaks bekannt ist. Im urigen Innenhof des Lokals sitzen wir direkt vor dem Holzkohlegrill und Leo und Harry kämpfen mit dem übergroßen Rumpsteak. Auch die Beefsteaks lassen keine Wünsche offen, Hunger sollte man in jedem Fall mitbringen. Wenn gar nichts mehr geht bekommt man eine Alufolie, um die üppigen Restmengen reisefertig zu machen.
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Trotzdem konnten wir dann nicht widerstehen die selbst getrockneten Feigen zu kosten, vom Schnaps, der uns auch noch aufgetischt wurde, war lediglich Christian angetan. So geht der 5. Törntag in eine lange Nacht.
Donnerstag, 01.10.2009
Iž/Veli Iž – Murter/Marina Hramina
47 sm – 3 Motorstd. – 4 Segelstd.
Erster Blick durchs Fenster – Wolken.
Es scheint, dass das angesagte Schlechtwetter nun langsam näher kommt. Wind gibt es auch – 10 bis 12 kn in der Marina. Harry bekommt leuchtende Augen und nach dem Frühstück wird alles krängungssicher verstaut. Bevor wir auslaufen wird noch der Motorölstand kontrolliert. Mit ordentlicher Schräglage geht’s bei 14-16 kn Wind nach SO.
Herbert verkriecht sich langsam in den Salon und es wird merklich ruhiger an Bord – nur Harry hängt wie ein besessener mit leuchtenden Augen am Ruder. Sepp hat auch die Neugier gepackt und er versucht sich als Steuermann hart am Wind. Offensichtlich hat ihn nun der Segelvirus gepackt, denn er war nicht mehr vom Ruder wegzubekommen – auch das Leuchten war langsam in seinen Augen erkennbar. Bei 19 kn Wind pflügen wir mit 7-8 kn Fahrt zwischen Pašman und Dugi Otok durch die Jugowellen.
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Da Harry kein Unmensch ist wird nach 1,5 Std. austoben gerefft. Das Reffen selbst gestaltet sich auf unserem Boot mit unserer Segelposition relativ schwierig. Wir segeln auf Backbordbug und die Fockroll-Leine ist ebenfalls auf der Backbordseite verlegt. Nun gibt es aber nur eine Winsch, die mit der Fockroll-Leine erreicht werden kann um das Vorsegel unter Zug einzurollen, nämlich genau die, an der die Fockschot belegt ist. Da ist nun guter Rat teuer. Die einfachste Möglichkeit ist in unserem Fall einfach auf Steuerbordbug zu wechseln, aber was ist, wenn es wirklich stürmt und man kann aus Platzgründen nicht wenden?
Das nächste Problem in unserem Fall ist, dass die Fockroll-Leine so kurz ist, dass man sie fast nicht auf der Winsch belegen kann. Wir meisterten auch dieses Problem, aber bei echtem Schlechtwettereinbruch möchte ich die Genua nicht reffen müssen. Nach vollbrachtem Reff auf ca. 80% Segelfläche (Haupt- und Vorsegel) merkt man mit abnehmender Krängung, dass das Leben an Bord wieder zurückkehrt. Da der Wind zunehmend böiger mit Spitzen bis 22 kn wird reffen wir nach kurzer Zeit weiter auf ca. 60% Segelfläche. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir in einen engeren Teil zwischen Pašman und Sit einfahren und es nicht wirklich abschätzbar ist, ob sich dadurch eine zusätzliche Düse ergibt und so der S-Wind weiter verstärkt werden könnte.
Mitlerweilen können wir den Seewetterbericht von 12 Uhr abrufen und der besagt vor allem für den nächsten Tag nichts Gutes. Es wird mit viel Wind (Spitzen bis 35 kn), Regen und möglicherweise einsetzen der Bora gerechnet. Wir entscheiden uns daraufhin für eine Sicherheitsvariante und möchten noch so weit wie möglich in Richtung Šibenik kommen um im Notfall keine großen Distanzen bei 30-40 kn Wind zurücklegen zu müssen – wie die Zukunft zeigen wird, ist das eine weise Entscheidung. Somit bergen wir umgehend die Segel, obwohl wir unter Motor zwar nicht schneller fahren können, aber wir haben die Möglichkeit den direkten Kurs zu steuern und nicht extrem kreuzen zu müssen.
Da wir aber immer noch auf Urlaub und nicht auf der Flucht sind nehmen wir uns die Zeit für eine Kaffeepause in der Bucht Landin auf Pašman. Wir entdecken so eine nette, relativ gut geschützte Bucht (obwohl sie nach SO offen ist wirkt sie trotzdem ruhig bei Jugo) in der einige Festmacherbojen warten, die aussehen wie große Fender(in meinem Beständig 06/07 nicht verzeichnet). Von der Bucht Landin nehmen wir dann den direkten Weg in Richtung Murter durch die Enge zwischen Pašman und Žižanj auf 5 m Wassertiefe. Ob wir nach Murter hineinfahren oder vor Vrgada an einer Boje liegen wollen wird erst kurzfristig entschieden. Vor Vrgada bläst ein recht ungemütlicher 18-20 kn SO-Wind, so dass die Entscheidung nach Murter abzudrehen nicht sehr schwer fällt.
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Übermütig wie wir nunmehr bereits sind nehmen wir die Einfahrt so, dass wir die kleine Insel mit dem Leuchtfeuer auf der S-Seite anfahren und zwischen Leuchtfeuer und Arta durchstechen. Dann geht’s hinein nach Murter in Richtung Marina Hramina. Es wird uns ein Platz an der S-Mole in der Marina zugewiesen, wo wir sicher an der Mooring liegen, auch wenn’s stürmt. Das TicTac wird von der Mehrheit verschmäht weil noch so viel essbares an Bord ist – so gibt es einen köstlichen Nudeltopf „Mandrac“ mit Rumpsteakstücken und allerlei aus der Restekiste. Ein großes Kompliment an unsere Hauptköche Sepp und Leo, sie haben meist auf unser leibliches Wohl geschaut und es war immer ausgezeichnet, auch diesmal konnte man dem TicTac ohneweiters die Stirn bieten. So ging auch der 6. Tag mit Wein und sehr guter Laune zu Ende.
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Freitag, 02.10.2009
Murter/Marina Hramina – Šibenik/Marina Mandalina
31 sm – 5 Motorstd. – 1 Segelstd.
Seewettervorhersage Radio Split für 2.10. 6:00 Uhr: „Auf dem Offenen Süd- und Mitteldalmatiens SO- und O-Böen zunehmend 35-50 kn. Am Vormittag auf der N-Adria, in der Nacht auch sonst örtlich NO-Böen 35-50 kn. Einzelne Gewitter, besonders auf der S-Adria.“ Das verspricht nichts Gutes und so legen wir um 9:30 Uhr ab um rasch nach Šibenik zu kommen. Um Zeit zu sparen und weil wir ja inzwischen wissen, wie tief unsere Oceanis wirklich ins Wasser ragt, nehmen wir die Abkürzung über die 2,8m tiefe Ausfahrt. (Harry ist den Weg schon einmal mit Fetznfliaga, Kazimir, Piroska und Volker in stockdunkler Nacht gefahren, sonst hätte er sich das wahrscheinlich nicht getraut). Langsam und mit einem Mann am Bug wird durchgefahren und der Tiefenmesser ist ständig im Blickwinkel.
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Nach erfolgreicher Durchfahrt wird noch die S-Bucht Kranje auf Vrgada besucht, dort probiert Herbert noch einige Manöver mit dem Segelboot aus. Er ist fasziniert wie rasch unser Boot auf Ruderänderungen reagiert und wie spät bei Retourfahrt das Ruder angeströmt wird und Richtung macht. Danach zeigt uns Herbert noch schöne Ankerplätze südlich von Vrgada, die man auch bei wechselnden Bedingungen nutzen kann, weil man recht rasch auf die andere Seite wechseln kann. Wir sichten erstmals bei diesem Törn Delfine, leider sind wir aber mit den Kameras zu langsam. Versprochen hat uns Herbert ja schon südlich von Olib, dass wir welche sehen könnten.
Delfin:
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Danach machen wir uns auf den Heimweg mit SO-Kurs. Da der Wind derzeit mit 10 kn aus NO kommt ist er für uns ideal zum Segeln und so setzten wir noch einmal alle Segel für eine ordentliche Abschlussseglerei.
Der Himmel trübt sich zunehmend ein und im Süden sieht man bereits erste Regenbänke. Um 12 Uhr schläft der Wind vollkommen ein - wir bergen die Segel und motoren mit Kurs Šibenik. Auch nördlich von uns braut sich recht rasch ein offensichtliches Unwetter zusammen und in Richtung Festland wird es immer dunkler und gelbrötliche Striche verheißen auch hier nichts Gutes. Im Moment sind wir wahrscheinlich am besten Platz unterwegs, denn bei uns regnet es nicht einmal.
Es kommt wieder Wind auf aus S mit 14 kn, Böen bis 18 kn und es beginnt kurz zu tröpfeln – über dem Festland sind erste Blitze auszumachen – hinter uns muss über Murter und nördlich davon ein ziemliches Unwetter niedergehen. Wir passieren den Kanal Sv.Ante bei schon recht schöner Jugowelle und zunehmendem Wind. An der neuen Tankstelle vis a vis der Marina Mandalina tanken wir 80 l Diesel.
Vom Yachting2000-Personal werden wir bei der Einfahrt gesehen und eingewiesen, wo wir in unserer Box gegen den Wind anlegen können. Es wird mit Manfred über den Törn geplaudert und es wird immer dunkler. 30 Minuten nachdem wir festgemacht haben geht ein heftiger Regen nieder, es donnert und der Wind nimmt sogar im geschützten Marinabereich stark zu (Böen mit 25-30 kn) – Zeit für Hafenkino. Sichtliche Erleichterung bei der Crew und dem Skipper, dass wir schon in der Marina liegen – perfektes Timing gehört eben zu einem gelungenen Törn dazu.
So ging der 7. Tag mit Regen, aber vor allem mit schönen Erinnerungen zu Ende.
Basis Sibenik:
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Samstag, 03.10.2009
Rückreise Šibenik – Wien
Am Vormittag ist Bootsrückgabe. Während Harry, Sepp und Hannes noch auf die Bootsrückgabeformalitäten warteten sind Leo, Herbert und Christian schon unterwegs zum Flughafen um Christian für seinen Rückflug rechtzeitig abzusetzen. Bei der Weiterfahrt hatten die Beiden dann viel Glück, weil Leo vor dem Tunnel Sveti Rock einen Reifenschaden hatte und dort das Hotel anfahren konnte. Zum Glück war wegen der heftigen Bora nur 40 km/h erlaubt und auch teilweise nur möglich – so ist bis auf den Platten nichts passiert. In der Marina wird inzwischen korrekt und problemlos bei der Bootsrückgabe alles durchgesehen und kontrolliert und wir bekommen unsere Kaution wieder zurück. Es ist doch immer schön, wenn man weiß, mit wem man zusammenarbeitet und dass man sich auch darauf verlassen kann, dass man nicht gelinkt wird, was ja nicht immer selbstverständlich ist in Kroatien (was man halt von anderen so hört). Voraussetzung für einen problemlosen und erholsamen Törn ist aber die permanente Wartung und die funktioniert offenbar perfekt, da ich bei meinen bisherigen Törns bei Yachting2000 noch nie Hilfe abrufen musste, was angeblich genauso unkompliziert funktionieren würde.
Harry, Sepp und Hannes fuhren problemlos über die autobahnfreie slowenische Umfahrung über Mureck nach Hause.
Flaggenparade:
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Resüme:
Gefahrene SM: 264
Eckpunkte Törn: Šibenik - Mali Lošinj
Segelstunden: 21
Motorstunden: 27
max. gesegelter Wind: 22 kn
max. Geschw. unter Segel: 8,2 kn
Zufriedenheit der Teilnehmer: (geschätzt) 100%
Spaßfaktor: 200%
Es dürfte allen Teilnehmern wirklich gefallen haben – Wetter war perfekt, Wind war super, die Crew war fantastisch, der Skipper war sehr bemüht, das Boot war in sehr gutem Zustand.
Was wir aus den Erfahrungen mitnehmen:
Da aufgrund der schmalen Bauweise der Oceanis 423 die Kabinen und auch die seitlichen Laufwege an Deck recht schmal sind wird der nächste Törn mit einer größeren Yacht stattfinden – man liebäugelt mit der Odin, einer Sun Odyssey 54 von Yachting 2000 mit allem, was man sich für ein Boot wünscht. Ich möchte mich als Skipper abschließend noch recht herzlich bedanken:
beim Vercharterer Yachting 2000 für die gewohnt freundschaftliche, problemlose und unkomplizierte geschäftliche Abwicklung,
bei allen Helferleins, die am Zustandekommen dieses Sailornet-Forumstörns mitwirkten,
bei meiner Crew, dass wir eine so tolle Woche hatten, dass es zu keinen Meutereiversuchen oder ähnlichen aufwieglerischen Tätigkeiten gekommen ist
und natürlich bei meiner Familie, die mir erst ermöglicht, dass ich mir für mein Hobby die Zeit nehmen kann und darf.
DANKE!