Startseite | Datenschutz | Impressum | Sitemap

Überstellung Biograd-Montenegro

Sica 2008


Törndaten:

  • AUTOR: Helmut Feichtinger
  • YACHT: Elan 31
  • SCHIFFSNAME: Sica
  • AUSGANGSBASIS: Biograd (HR)
  • ZIELBASIS: Marina Hercegnovi (MNE)
  • DATUM: 02.04. - 09.04.2008

Überstellung der Segelyacht „Sica“ von Biograd nach Montenegro

Da ich mich schon des längeren mit dem Gedanken trug, mein Boot zu verkaufen und mich einem anderen Bootstyp wie „Katamaran oder Motorsegler“ zuwenden möchte, ging dieser Verkauf eines Tages über die Bühne.

Kurz etwas übers Schiff – Elan 31 „Sica“ trotz des Alters von 20 Jahren in gutem Zustand, Ausrüstung wie: Radar, Navtex, Navigation via Computer und elektronische Seekarten, Rollgenua, Gross mit 3 Reffs Maschine Yanmar 18PS !

Der Käufer war ein serbischer Staatsbürger mit Wurzeln in Montenegro und daher wurde ich gebeten, ihn bei der Überstellung des Bootes nach Montenegro zu unterstützen. Käufer sagte mir, dass er natürlich nautische Kenntnisse, bzw. alles übers segeln weiss, Ganz so war´s dann aber doch nicht. Ich glaube, dass er bei diesem Törn Kenntnisse gesammelt hat bzw. vielleicht vorhandenes Wissen aufgefrischt hat. Nun aber zur Fahrt.

Da ich noch nie in der Bucht von Kotor war, habe ich auch zugesagt !

Wir wollten, eigentlich so früh im Jahr wie möglich zu starten, um die Liegeplatzkosten in der alten Marina in Biograd, für den neuen Eigner, so gering wie möglich zu gestalten.

Leider war der März nicht unbedingt das „Feinste“ was das Wetter zu bieten hatte, sodass sich der Start unserer Überstellung in den April hinein verlagerte.

Gesagt, getan – am Montag den 31. März 2008 erreichte ich am späten Nachmittag mit dem Freund meiner Tochter ( 30 Jahre alt, Nichtsegler) Biograd ! Wir gingen noch Abendessen und machten es uns dann am Boot gemütlich.

Am nächsten Tag zu Mittag traf dann der neue Eigner mit einem Bekannten zusammen in Biograd ein.

Als erste Aktion plante der neue Eigner names Miljan, zusammen mit seinem Freund das Unterwasserschiff und die Schraube zu reinigen. Dies war nach einem vorangegangenen Sommer, langen Winter (Boot wurde diesmal nicht herausgenommen) natürlich keine schlechte Idee.

Ich staunte aber, wie sich beide in Neoprenanzüge pressten und dann bei einer Wassertemperatur von ca. 14° - über zwei Stunden am Stück diese Arbeit verrichteten.

Es sollte sich nachher herausstellen, dass beide gute Arbeit geleistet hatten, welche sich dann in Bootsgeschwindigkeit umsetzte.

Es wurde dann vereinbart am nächsten Tag, Mittwoch den 2.4.2008 abzulegen und bis auf die Höhe Primosten, Rogoznica oder so zu laufen.

Miljans Freund verließ uns und fuhr mit dem Auto retour nach Montenegro.

Wir drei, Alteigner, Neueigner Miljan und Wolfgang gingen dann Abendessen und beschnupperten uns ein wenig, da Miljan uns ja nicht kannte und wir ihn ebenso wenig.

Die Sympathie dürfte allerdings bei allen gestimmt haben, da es zwischenmenschlich ein friktionsfreier Törn wurde.

Nun zu den eigentlichen Törnfakten – versuche sie relativ einfach zu beschreiben:


Mittwoch 2.4.2008:

Wetter teilweise sonnig und leicht bewölkt, Temperaturen zwischen ca. 10 und 20°, kein Wind.

Ablegen in Biograd um 0830 und motoren mit 2100upm Richtung Vagarda, 1015 leichter Wind NW, wir setzen die Genua dazu – Speed ca. 5 kt. .

Um 1155 erreichen wir die Einfahrt zur Insel Kakan, etwas mehr Wind und wir laufen inzwischen fast 6 kt., um 1420 ist bereits Primosten ca. 10sm backbord querab zu sehen. Wir entscheiden uns weiterzulaufen, da wir zeitlich gut unterwegs sind.

Unser Wolfgang (passionierter Angler) macht bereits seit Stunden, erfolglose Versuche, ein Abendessen zu organisieren.

1615 – ist Drvenik Mali backbord querab, Wind NW ca. 12 kt und um 18 Uhr laufen wir die Insel Solta an und gehen in Maslinica an einer Mole backbord längs (keine Moorings und die Mole ist nicht besonders gut – aber was solls) Der erste Tag war schön und wir haben einen guten Schlag gemacht. Kurzes Abendessen dann alle schon früh im Bett.



Donnerstag 3.4.2008:

Wir stehen früh auf, Frühstück am Boot (frisches Brot), leider ist das Wetter nicht mehr so gut. Wind ONO (Bora) ca. 25 bis 32 kt. und als Draufgabe Regen.

Auslaufen um 0730 – wir wollen nach/Richtung Milna gehen. Wir ändern allerdings ca. 2 Stunden später den Kurs, da uns Wind und Welle zusetzen und laufen nun Richtung Hvar / Stadt.

Um ca. 1115 stehen wir in der Einfahrt Insel Hvar – Sveti Klement. Wind NO ca. 26 kt und eine ekelhafte Welle und um das ganze etwas abzurunden – Regen übergehend in Schneeregen.

1255 Wir laufen in die Stadt Hvar ein (noch immer sehr kalt und Regen) und gehen an eine von insgesamt 4 vorhandenen Moorings (eine durch einen Engländer bereits belegt) – Die Mooring (echte Trosse) ist nicht für uns gedacht, sondern für Boote, welche mindestens 25m lang sind – also etwas schwierig für uns, sie zu belegen.

Am Nachmittag – Regenspaziergang in Hvar – und danach Abendessen.


Freitag 4.4.2008

Wetterbericht im Navtex-Radio – Split um 0640 Forecast:

Wind NE to SE von 35 – 45 kt, Regen, Vorschau auf den nächsten Tag 5.4.2008 – abnehmend NE auf 15 – 25 kt. – wir bleiben also in Hvar und warten.

Da die Holeleine des Grossfalls einige Beschädigungen aufweist, kaufen wir eine neue Leine und fädeln sie neu in den Mast (eine etwas haarige Angelegenheit) – aber wir haben wenigstens etwas zu tun. Spaziergang auf die Festung folgt und dann ein teures Abendessen. Hvar ist eingestellt auf betuchte Bootfahrer und obwohl keine Saison haben die Preise durchhaus Hochsaisonniveau.


Samstag 5.4.2008

5.4.2008 inzwischen ist ja Samstag – laufen wir von Hvar um 0614 aus.

Leichter Wind (12kt) aus E/NE gehen Kurs 130° Richtung Korcula, leicht bewölkt und Temperatur ca. 8°.

0730 Wind zunehmend auf ca. 25kt aus E – können den Kurs unter Segel nicht halten und fahren zusätzlich unter Maschine – neuer Kurs ca. 120° fahren dann mit Genua und Maschine, es wird etwas wärmer und hinter der Insel Scedro wird die Welle auch netter.

1300 – wir passieren die Einfahrt zwischen der Halbinsel Peljesac – und Insel Korcula, jetzt wird es auch etwas sonniger.

Um 1500 laufen wir in der ACI Marina Korcula ein, jetzt leichter NW Wind und keinerlei Probleme beim Anlegen.

Am frühen Abend gehen Wolfgang und ich spazieren und stossen dann auf eine ganz kleine Konoba (irgendwo in der Nähe Geburtshaus von Marco Polo – ich war schon einige Male in Korcula, habe diese Kneipe aber noch nie gesehen.

Keine Leute darin und der Wirt, scheinbar ein Ex-Gastarbeiter in Deutschland, sehr nett und zuvorkommen.

Wir bestellen domaci crno vino (in der Karte der Liter um 50,-- Kuna) und Prsut / Käse.

Es kommt noch ein junges Pärchen vorbei, welche auf meinen Zuspruch auch die Konoba betritt.

Als wir nach ca. 1,5 Stunden zahlen möchten, verlangt der Wirt auf einmal statt Kuna 50,-- / Liter wie in der Karte angegeben, Kuna 100,-- / Liter. Worauf ich mich weigere diesen Preis zu bezahlen und dem Wirt sage, er soll die Polizei holen und wenn er seinen Betrugspreis durchsetzen will. Darauf rastet der Wirt aus und schreit mich an: Sie brauchen nicht zu bezahlen, verlassen Sie sofort mein Lokal !!!

Was ich dann auch gemütlich tue – ich lasse mich nicht besonders gerne betrügen !

Das wars dann auch in Korcula – soll aber nicht heissen, dass dies kroatischer Standard ist. Schwarze Schafe gibt’s überall.



Sonntag 6.4.2008

6.4.2008 – wir laufen um 0630 aus ACI Marina Korcula aus – Kurs Cavtat. Dies sind ca. 55 sm – leichter S/E Wind, sonnig, Temperatur ca. 7° - See 2-3, alles unter Maschine.

0900 wir erreichen den Nordzipfel der Insel Mljet und der Wind hat inzwischen zugenommen auf 15 – 20 kt S/E und damit leider wieder voll auf die Nase !

1215 – wir erreichen das Ende der Halbinsel Peljesac – Wind nunmehr S/W 12kt – aber mit dem Wind ist kein Segeln möglich, sonniger Tag und inzwischen 20°- wenigstens die Temperatur stimmt einmal.

1315 Sind auf der Höhe der Inseln Jaklja/Sipa – Wind inzwischen ca. 20kn von WNW – endlich wieder segeln – Speed 4,5 – 5kn.

1415 Wir passieren unter Segel die Insel Lopud
1445 Wir erreichen die Insel Kolocep – Wind gleichbleibend, Welle zunehmend, See 3-4
1530 Wir passieren Dubrovnik, Wind leicht abnehmend, aber weiterhin von achtern, Welle bleibt hoch – ein typischer (auf österreichisch) Spei(.) kurs !

1615 – Wir passieren die Insel Lokrum und haben noch ca. 6sm nach Cavtat – noch immer sehr wellig.

1630 – Ende von Lokrum, Wind wird schwächer und wir laufen unter Maschine Richtung Cavtat.

1800 Einlaufen in Cavtat-Stadt gehen an die Mole. Leider steht auf Grund der Windrichtung WSW sehr viel Schwell, wir legen wieder aber und gehen um die Kante herum auf die Rückseite von Cavtat.

Dort soll scheinbar eine kleine Marina errichtet werden – es stehen teilweise schon Stege, aber keine Moorings etc. – wir gehen vor Buganker und rückwärts (Heckleinen) an einen vorhandenen Steg.

Endgültig damit um 1900 festgemacht – es ist Sonntag Abend.



Montag 7.4.2008

7.4.2008 Montag – 0615 – Wind dreht auf S/W und der Anker versetzt ein wenig. Wir gehen Anker auf und retour nach Cavtat-Stadt vorderseite. Legen um 0650 längsseits (stb) an der Zoll/Klarierungsmole an.

Um 0800 gehe ich zur Kapitanija und Polizei und klariere aus. Wir haben noch keinen Wetterbericht bekommen. Der Kapitan macht mich dann allerdings darauf aufmerksam, dass sich inzwischen eine Jugo-Lage entwickelt hat und es sehr wehen wird + Welle !

Wir laufen allerdings trotzdem aus, da wir ja unbedingt die letzen 30sm schaffen wollen. Aber als wir um die Huk von Cavtat herumgehen, wissen wir dass der Kapitanijo recht gehabt hat. Inzwischen steht draussen in der offenen See eine Welle zwischen 3 und 4 Metern, Wind ca. 30 – 40 kt aus S/O – typischer Jugo ! Wir kehren wieder um, da dieser Kurs nach Monte mit unserer Maschine gegenan nicht zu schaffen ist, um 0930 liegen wir wieder längs an der Zollmole.

Um 1030 müssen wir die Mole räumen und gehen an der Stadtmole längs und warten auf besseres Wetter. Da wir inzwischen relativ lange gebraucht haben, muss Wolfgang von Cavtat mit dem Bus nach Graz zurückfahren – der Dienst ruft. Nun ist auch eine Änderung der Crewliste notwendig.

Den ganzen Tag bläst der Jugo sehr stark (35 – 45 kt.) Fahren am Abend mit dem Bus nach Dubrovnik – essen teure und nicht besonders gute Pizza.
Die Busfahrt zurück nach Cavtat ist abenteuerlich – scheinbar ein verhinderter Niki Lauda.


Dienstag 8.4.2008

Hab ganz schlecht geschlafen, da viel Jugowelle in die Bucht hereinsteht und trotz Vor- und Achterspring, das Schiff nicht ruhig zuhalten war.

Am Abend vorher ist noch eine Yacht eingelaufen, bleibt vor Anker in der Bucht in Cavtat. Ein Franzose mit einer Beneteau 42CC. Dieser läuft nun um 0800 aus – ich denke mir noch wenn der gehen kann (trotz seiner 11“ mehr), dann probier ich´s auch, hab den Gedanken aber noch nicht mal richtig fertig, ist er um 0840 bereits wieder in der Bucht. Warten weiter auf Wetterberuhigung.

1030 Wind und Welle eher zu- als abnehmend. Warten, Warten …..

1500 – Wind unverändert – die Cafehäuser in Cavtat betrachten uns schon als Einheimische und der kleine Espresso kostet statt 7 Kuna nur mehr 5,-- Kuna.


Mittwoch 9.4.2008

9.4.2008 Mittwoch 0730 – Wind dreht auf SW, Regen, wir warten noch auf einen Wetterbericht. Welle hat etwas abgenommen die See ist immer noch sehr rau.
1020 habe wieder mal ausklariert - wir gehen nun – Wind S/W bis W/S/W – See 3 – 4 leichter Regen und bewölkt.

1045 Wir sind wieder unterwegs, leider hat der Wind wieder zurückgedreht auf S/E 12 – 15kt. See 3-4 und wir laufen unter Maschine.

1145 Wind schwach aus S/E bis E und Seegang hat zugenommen See 4-5, eine üble Schaukelei !

1215 Wind dreht wieder auf SW bis WSW – setzen die gereffte Genua zur Maschine und machen damit (trotz der hohen Welle) eine gute Fahrt zwischen 4.2 und 6,5 kt.

1345 Wir passieren die Halbinsel Molunat – Wind SW 10 – 15kt, See bleibt gleich hoch, kein Regen mehr, Temperatur steigt inzwischen auf ca. 17°

1500 Sind nun in der Einfahrt vor Kotor, zwischen Rt.Ostra und Leuchtfeuer Mamula steht noch immer eine grausame Welle. Bin schon ordentlich durchgeschüttelt.

1600 gehen am Zollkai in Zelenika längs – sind nun in einer etwas anderen Welt. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Montenegro kräftig von Kroatien. Man glaubt, dass hier 50 Jahre nichts passiert ist.

Nun beginnt die Montenegrinische Nomenklatura zu arbeiten.

Komme zum Container der Polizei – inzwischen regnet es wieder kräftig. Möchte in den Container hinein, um nicht alle Dokumente nasszumachen. Wird mir unfreundlichst verwehrt. Nimmt mir die Reisepässe ab und schickt mich weiter – ca. 300m zu einer Kapitanija – dieses ist ein alter Bahnhof (aus der Monarchie) inzwischen vergammelt. Kapitano natürlich nicht da, obwohl Bürozeit. Miljan, als Serbe – natürlich ein Vorteil, ruft die Polizei an und diese weiss, in welchem Cafehaus der Kapitanjo sitzt. Kommt dann auch nach ¼ Stunde und macht den Papierkrieg. Natürlich müssen wir dann etwas bezahlen, ist aber erträglich. Werden weitergeschickt in ein anderes Gebäude – hier sitzt eine unfreundliche Zolldame – wieder Papierkrieg – wieder wechselt Geld den Besitzer – werden wieder zurückgeschickt zur Polizei – kriegen unser Pässe retour. Das Ganze hat dann ca. 1,5 Stunden gedauert.

Wir legen ab und fahren die 3sm von Zelenika nach Hercegnovi.

Um 1800 gehen wir in der „Marina“ Hercegnovi an einer Mole längsseits. Wir und das Schiff sind angekommen und damit ist der Törn beendet - bzw. die Überstellung abgeschlossen.

Wir verlegen dann noch am nächsten Morgen von der Mole auf eine Boje in dieser sogenannten Marina und müssen dann mit einer „Nußschale von Beiboot im strömenden Regen mit einem Paddel ans Ufer rudern.


Nun heisst es vom Schiff Abschied nehmen. Insgesamt haben wir in etwa 260 Seemeilen zurückgelegt.

CIAO – Sica


Revierinformationen Kroatien - Yachtsportinfo für Adriaskipper - Küstenpatentkurse - Skippertrainings